Goldpreisanstieg

Goldpreisanstieg

Veröffentlicht:

Samstag, 03.06.2023
von Red. TB

Der Goldpreis auf den Weltmärkten steigt und steigt. Seit März steuert er auf sein neues Allzeithoch zu, und Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass ein neuer Rekordpreis spätestens 2024 erreicht wird. Angetrieben wird der Preisanstieg besonders durch die Zentralbanken, die vor allem in Schwellenländern im Vorjahr in großen Ausmaß Gold zukauften. Dahinter stünden nicht nur volkswirtschaftliche Überlegungen, sondern auch geopolitische Strategien, um den Dollar zu schwächen, schrieb die „Financial Times“ („FT“).

Im vergangenen Jahr haben Zentralbanken weltweit eine Rekordmenge von zusätzlichen 1.100 Tonnen Gold eingelagert, und ihre Goldkäufe werden auch dieses Jahr voraussichtlich auf Rekordniveau bleiben. Dies zeigt der Bericht „In Gold We Trust“, der von den Experten Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek von der Investmentfirma Incrementum AG in dieser Woche in Wien vorgestellt wurde.

Laut den Experten wird der Goldpreis bis spätestens 2024 sein Allzeithoch aus dem Jahr 1980 erreichen oder übertreffen. Demnach würde eine Feinunze des Edelmetalls laut Prognose mehr als 2.500 Dollar kosten.

Die Wiederbelebung von Gold als Notenbankreserve ist nicht nur eine Absicherung in Krisenzeiten, sondern auch ein Zeichen dafür, dass viele Länder sich von Dollar als Reservewährung abwenden, so Valek. Auch in den kommenden Jahren werden Notenbanken voraussichtlich die Treiber für Goldkäufe und damit den Goldpreis sein. Dabei sichern sich die fünf größten Schwellenländer (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) einen immer größeren Anteil an den Goldreserven. Es wird erwartet, dass bis spätestens 2050 mehr Gold in den Schwellenländern lagert als in den Industriestaaten.

Der Anstieg der Goldkäufe durch Zentralbanken hat vor allem geopolitische Gründe, wie kürzlich die „FT“ berichtete. Seit der globalen Finanzkrise von 2008 besteht ein deutlicher Druck, Verlustrisiken von Reservewährungen zu minimieren. Der Anteil des US-Dollars an den weltweiten Devisenreserven ist seit dem Jahr 2000 von über 70 Prozent auf heute weniger als 60 Prozent gesunken. Diese Verschiebung wurde maßgeblich von Russland, China, der Türkei und Indien vorangetrieben.

„Viele Länder haben erkannt, dass der Dollar eine Waffe im Dienste der USA war“, sagte Sebastien de Montessus, CEO von Endeavour Mining, einem in London ansässigen Goldproduzenten, in einem Interview mit der „FT“. Gold gewinnt zunehmend geopolitische Bedeutung, und ein weltweiter Abschied vom „allmächtigen Dollar“ ist spürbar.

Als der Westen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine Sanktionen gegen Russland verhängte, wurden Devisenbestände in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar eingefroren, die in Dollar, Euro und Pfund Sterling gehalten wurden. Dies alarmierte viele Länder mit Dollar-Beständen, und seitdem beeilen sich deren Zentralbanken, ihre Bestände zu diversifizieren und mehr Gold zu kaufen, so die „FT“.

Für Russland verstärkten die Sanktionen des Westens die Abhängigkeit von Gold, das auch im eigenen Land gefördert wird. Als die globale Finanzkrise 2008 ausbrach, pries Wladimir Putin, damals Ministerpräsident, Russlands Gold- und Devisenreserven als „Sicherheitspolster“ für den Kreml, um die wirtschaftlichen Schmerzen von Millionen von Russen zu mildern.