Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG – Sind Corona und Ukraine-Krieg für das Ergebnis verantwortlich?

Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG – Sind Corona und Ukraine-Krieg für das Ergebnis verantwortlich?

Veröffentlicht:

Mittwoch, 19.10.2022
von Red. WP

Ebenso wie das Unternehmen gehen wir nicht davon aus. Schon seit Jahren steigt der Fehlbetrag der Gesellschaft von Geschäftsbericht zu Geschäftsbericht an. Da stellt auch der soeben im Bundesanzeiger veröffentlichte Bericht keine Ausnahme dar. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag, der im Vorjahr noch positiv war, liegt jetzt bei über 17 Millionen Euro!

Interessant ist zudem dieser Passus im Bericht: „Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüft im Rahmen eines informellen Anhörungsverfahrens, ob das Geschäftsmodell der Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG eine Versicherungserlaubnis nach VAG bedarf, da nach ihrer Auffassung durch den Abschluss von Immobilienkaufverträgen mit Leibrentenzahlungsvereinbarungen zusätzlich das Langlebigkeitsrisiko des Verkäufers übernommen wird. Die DLGAG teilt diese Rechtsauffassung nicht. Dennoch hat die Gesellschaft aus Gründen der Vorsicht entschieden, seit Februar 2022 keine Leibrenten mehr anzubieten und das Geschäftsmodell auf Zeitrenten mit Laufzeiten zwischen 5 und 15 Jahren und Einmalzahlungen umgestellt.“

Des Weiteren heißt es: „Das Vermögen der Gesellschaft ist in stillen Reserven des Sachanlagevermögens gebunden, welche erst mit einem Verkauf der Immobilien gehoben werden können.“ Ob diese aber die gewünschten oder erforderlichen Preise erzielen können, ist derzeit eher fraglich.

Und zuguterletzt verweist man noch auf eine Patronatserklärung der Hevella GmbH & KGaA. Schaut man sich deren Bilanz an, wirkt diese aber ebenfalls nicht vertrauenserweckend, denn auch diese weist einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag in einer Höhe von über 34 Millionen Euro auf!

Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG

Frankfurt am Main

Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020

Bilanz

Aktiva

31.12.2020
EUR
31.12.2019
EUR
A. Anlagevermögen 109.216.082,98 56.603.104,88
I. Immaterielle Vermögensgegenstände 852.141,71 334.022,11
II. Sachanlagen 108.363.941,27 56.269.082,77
B. Umlaufvermögen 19.547.770,80 38.876.764,01
I. Vorräte 590.331,04 121.042,00
II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 15.378.570,78 28.469.002,41
davon mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr 72.753,13 69.699,31
III. Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks 3.578.868,98 10.286.719,60
C. Rechnungsabgrenzungsposten 19.381,08 852.558,65
Bilanzsumme, Summe Aktiva 128.783.234,86 96.332.427,54

Passiva

31.12.2020
EUR
31.12.2019
EUR
A. Eigenkapital 1.417.757,09 17.653.643,02
I. gezeichnetes Kapital 35.000.000,00 35.000.000,00
II. Kapitalrücklage 500.000,00 500.000,00
III. Verlustvortrag 17.846.356,98 8.536.636,44
IV. Jahresfehlbetrag 16.235.885,93 9.309.720,54
B. Rückstellungen 30.516.710,29 16.032.178,00
C. Verbindlichkeiten 96.848.767,48 62.646.606,52
davon mit Restlaufzeit bis 1 Jahr 22.956.604,48 12.637.532,52
davon mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr 75.015.370,00 50.009.074,00
Bilanzsumme, Summe Passiva 128.783.234,86 96.332.427,54

Anhang

I. Allgemeine Angaben zum Jahresabschluss

Die Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main (Zum Laurenburger Hof 76, 60594 Frankfurt), eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichtes Frankfurt am Main, Nr. HRB 103881, weist zum Abschlussstichtag die Größenmerkmale einer kleinen Kapitalgesellschaft gemäß § 267 Abs. 1 HGB auf.

Der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2020 wurde nach den Vorschriften der §§ 242 ff. HGB unter Beachtung der ergänzenden Bestimmungen in der Fassung des BilRUG sowie der Vorschriften des GmbHG aufgestellt. Von größenabhängigen Erleichterungen wurde teilweise Gebrauch gemacht.

II.  Angaben zu Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden

Das Sachanlagevermögen wurde zu Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten einschließlich der Nebenkosten bewertet, vermindert um planmäßige lineare Abschreibungen unter Beachtung der voraussichtlichen Nutzungsdauer.

Die Anschaffungskosten bei gegen Leibrentenverpflichtung erworbenen Grundstücken und Bauten setzen sich aus den mittels versicherungsmathematischen Verfahren ermittelten Barwerten von Leibrentenverpflichtungen sowie dem Erfüllungsbetrag der garantierten Mindestleibrentenzahlungen, Einmalzahlungen und Nebenkosten, zusammen.

Die unfertigen Leistungen beinhalten die noch abzurechnenden Betriebskostenvorauszahlungen mit den vorherigen Eigentümern, denen ein Wohnrecht eingeräumt wurde.

Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände sind mit dem Nennwert oder mit dem am Bilanzstichtag niedrigeren Wert angesetzt.

Die Bankguthaben wurden jeweils zum Nennwert angesetzt.

Die Rückstellungen wurden in Höhe des nach kaufmännischer Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrages nach § 253 Abs. 1 Satz 2 HGB angesetzt. Die Rückstellungen berücksichtigen alle erkennbaren Risiken und ungewissen Verbindlichkeiten. Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von über einem Jahr werden entsprechend § 253 Abs. 2 HGB abgezinst. Die Zinsen aus der Abzinsung von Rückstellungen werden in den Zinsen und ähnlichen Aufwendungen erfasst. Die Berechnung der Rückstellung aus Leibrentenverpflichtungen erfolgte nach der Barwertmethode. Aufgrund der vorliegenden Verpflichtungsstruktur sind keine Trendannahmen, sowie Fluktuationen berücksichtigt. Als Rechnungszins wurde der zum Stichtag passende, von der Deutschen Bundesbank veröffentlichte 7-jährige Durchschnittszinssatz mit einer Restlaufzeit von 15 Jahren genommen. Für die Ausscheidewahrscheinlichkeit wurden die Richttafeln 2018 G von Heubeck zugrunde gelegt.
Die Verbindlichkeiten wurden zum Erfüllungsbetrag passiviert.
Die Verbindlichkeiten aus Leibrentenverpflichtungen weisen den nicht ungewissen Teil der Verpflichtung, die Zeitrente oder Mindestrente, aus. Die Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von über einem Jahr werden entsprechend § 253 Absatz 2 Satz 3 HGB ebenfalls abgezinst.

III. Angaben zur Bilanz

Die sonstigen Vermögensgegenstände mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr sind
Kautionen. Im Geschäftsjahr wurde für die drei neu angemieteten Niederlassungen Kautionen in Höhe von 19.980 EUR gezahlt. Es erfolgte auch eine Rückerstattung für geleistete Kautionen über 16.926 Euro. Der Bestand der Kautionen beträgt nun 72.753 EUR (Vorjahr 69.699 EUR).

Der aktive Rechnungsabgrenzungsposten beinhaltet im Wesentlichen Versicherungsabgrenzungen und Mitgliedsbeiträge für das Folgejahr.

Das voll eingezahlte Grundkapital der Gesellschaft beträgt zum 31. Dezember 2020 35.000.000 EUR (Vorjahr 35.000.000 EUR) und ist eingeteilt in 35.000.000 Anteile je 1,00 EUR.

Durch Hauptversammlungsbeschlüsse stehen dem Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrats
folgende Befugnisse zur Ausgabe neuer Aktien zur Verfügung:

Beschluss der Hauptversammlung Anwendbar bis Betrag in EUR
Genehmigtes Kapital 2019/​I 09.10.2019 08.10.2024 17.500.000
Bedingtes Kapital 2019/​II 24.10.2019 24.10.2024 17.500.000

Die Verbindlichkeiten der Gesellschaft zum 31.12.2020 (Vorjahr) gliedern sich wie folgt:

Verbindlichkeiten Restlaufzeit
Insgesamt unter 1 J. 1 bis 5 J. über 5 J. Gesichert
EUR EUR EUR EUR EUR
Anleihen 75.409.649 (50.276.087) 409.649 (276.087) 0 (0) 75.000.000 (50.000.000) 0 (0)
Leibrentenverbindlichkeiten 20.389.110 (11.774.353) 4.595.145 (2.763.767) 14.699.782 (8.589.420) 1.094.183 (421.166) 20.389.110 (11.774.353)
Erhaltene Anzahlungen 251.763 (149.116) 251.763 (149.116) 0 (0) 0 (0) 0 (0)
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 637.767 (375.338) 637.767 (375.338) 0 (0) 0 (0) 0 (0)
Sonstige Verbindlichkeiten 160.478 (71.712) 160.478 (71.712) 0 (0) 0 (0) 0 (0)
96.848.767 (62.646.606) 6.054.802 (3.636.020) 14.699.782 (8.589.420) 76.094.183 (50.421.166) 20.389.110 (11.774.353)

Die sonstigen Rückstellungen beinhalten im Wesentlichen Rückstellungen für Personalkosten in Höhe von 755.500 Euro (Vorjahr 920.300 Euro).

IV.  Angaben zur Gewinn- und Verlustrechnung

Die Gewinn- und Verlustrechnung wurde nach dem Gesamtkostenverfahren aufgestellt.

01.01.-31.12.2020 01.01.-31.12.2019
Jahresfehlbetrag -16.235.885,93 EUR -9.309.720,54 EUR
Verlustvortrag aus dem Vorjahr -17.846.356,98 EUR -8.536.636,44 EUR
Entnahmen aus der Kapitalrücklage 0,00 EUR 0,00 EUR
Entnahmen aus Gewinnrücklagen 0,00 EUR 0,00 EUR
Einstellungen in Kapitalrücklage 0,00 EUR 0,00 EUR
Bilanzverlust /​Bilanzgewinn -34.082.242,91 EUR -17.846.356,98 EUR

Der Jahresfehlbetrag wird auf das Folgejahr übertragen.

Die Umsatzerlöse resultieren insbesondere aus der Veräußerung von 7 Immobilien, korrespondierend wurde dazu der Restbuchwert im Materialaufwand unter der Position Aufwendungen im Zusammenhang mit Verkaufsgrundstücken ausgewiesen.

V.  Sonstige finanzielle Verpflichtung

Aus im Geschäftsjahr 2020 abgeschlossenen Immobilienkaufverträgen deren Nutzen-Lasten-Wechsel nicht bis zum Bilanzstichtag erfolgte, resultieren einmalige Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 9.790.095 EUR zuzüglich Erwerbsnebenkosten sowie Leibrentenzahlungen in Höhe von monatlich 167.604 EUR.

Der Barwert der Zeitrentenverpflichtungen der in 2020
bereits geschlossenen Kaufverträge, welche bis zum 31.12.2020 noch nicht vollzogen sind, beläuft sich auf 9.992.022 EUR.

Die Dauer der Leibrentenzahlungen ist abhängig von der Lebenserwartung der Leibrentenempfänger, wobei die Mindestrentenzahldauer zwischen fünf und zehn Jahren beträgt.

VI.   Nachtragsberichtserstattung

Nach dem Bilanzstichtag wurden bis zur Aufstellung des Jahresabschlusses 51 weitere
Immobilienkaufverträge geschlossen. Aus diesen resultieren einmalige Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 3.026.430 EUR sowie Leibrentenzahlungen in Höhe von monatlich 53.590 EUR.

Der Hauptaktionär hat erklärt, die ihm zustehenden Gesellschafterrechte so auszuüben und gegebenenfalls finanzielle Mittel so bereitzustellen, dass die Deutsche Leibrenten AG ihren vertraglichen Verpflichtungen ordnungsgemäß nachkommen kann.

Die Gesellschaft steht kurz vor dem Abschluss einer Aufstockung der Wandelanleihe um weitere 25.000.000 Euro auf dann insgesamt 100.000.000 Euro.

VII. Sonstige Erläuterungs- und Angabepflichten

Organe der Gesellschaft:

Vorstand:
Herr Friedrich Thiele
Herr Thorsten Zucht

Aufsichtsrat:
Herr Rolf Elgeti (Vorsitzender), Unternehmer
Herr Dr. Christian Schlüter, Rechtsanwalt
Herr Achim Betz (Stellvertreter), Wirtschaftsprüfer und Steuerberater

Der Jahresabschluss 2020 wird in den Konzernabschluss der Obotritia Capital KGaA mit Sitz in Potsdam für den größten und kleinsten Kreis von Unternehmen einbezogen, der im Bundesanzeiger offengelegt wird.

Die durchschnittliche Anzahl der Arbeitnehmer betrug im Geschäftsjahr 47 Arbeitnehmer
(Vorjahr 32 Arbeitnehmer).

Weitere Angabepflichten entfallen, da es sich hier um eine kleine Kapitalgesellschaft handelt.

sonstige Berichtsbestandteile

gez. Friedrich Thiele (Kaufmann)
Vorstandsvorsitzender
Frankfurt, den 31.03.2021

gez. Thorsten Zucht (Kaufmann)
Vorstand
Frankfurt, den 31.03.2021

Angaben zur Feststellung:
Der Jahresabschluss wurde am 02.06.2021 festgestellt.