Interview mit Rechtsanwalt Reime: Wie sich Anleger gegen Plattformen wie Euro Pro Markets wehren können

Interview mit Rechtsanwalt Reime: Wie sich Anleger gegen Plattformen wie Euro Pro Markets wehren können

Veröffentlicht:

Mittwoch, 23.04.2025
von Red. LF

Interviewer: Herr Reime, die BaFin warnt erneut vor der Plattform Euro Pro Markets, die inzwischen unter der Adresse europromarkets.net auftritt. Was ist aus rechtlicher Sicht daran besonders brisant?

Rechtsanwalt Reime: Die Brisanz liegt darin, dass es sich laut BaFin um ein Unternehmen handelt, das ohne Erlaubnis Finanz- und Kryptowerte-Dienstleistungen anbietet. In Deutschland ist so eine Erlaubnis zwingend vorgeschrieben – ganz gleich, ob es um klassische Finanzgeschäfte oder um moderne Kryptoanlagen geht. Fehlt diese Erlaubnis, handelt es sich um ein sogenanntes unerlaubtes Geschäft. Für Anleger bedeutet das: Es gibt keine rechtlich abgesicherte Grundlage für ihre Einlagen. Der Totalverlust ist nicht nur möglich, sondern in vielen Fällen realistisch.

Interviewer: Was raten Sie Menschen, die bereits auf dieser Plattform investiert haben?

Rechtsanwalt Reime: Sie sollten unverzüglich handeln. Zuerst gilt: alle Unterlagen und Korrespondenz sichern – Mails, Kontoauszüge, Screenshots. Dann: keine weiteren Einzahlungen leisten. Im nächsten Schritt sollte man sich an spezialisierte Anwälte wenden, um mögliche Ansprüche zu prüfen. Parallel empfehle ich eine Anzeige bei der Polizei, dem Landeskriminalamt oder direkt bei der Staatsanwaltschaft. Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sollte informiert werden – das geht online und unkompliziert.

Interviewer: Manche Plattformen wirken auf den ersten Blick professionell und seriös. Wie können sich Verbraucher schützen?

Rechtsanwalt Reime: Genau das ist das Gefährliche. Viele dieser Anbieter arbeiten mit gefälschten Lizenzen, scheinbar offiziellen Registrierungsnummern und erfundenen Ansprechpartnern. Mein Rat: Niemals Geld an eine Plattform überweisen, bevor man nicht in der BaFin-Datenbank geprüft hat, ob eine Erlaubnis vorliegt. Diese Prüfung dauert nur wenige Minuten – und kann vor hohem Schaden schützen. Auch Verbraucherzentralen bieten Unterstützung an.

Interviewer: Gibt es auch Möglichkeiten, das verlorene Geld zurückzuholen?

Rechtsanwalt Reime: In Einzelfällen, ja – zum Beispiel, wenn es gelingt, Zahlungsströme zu stoppen oder Konten einzufrieren. Das ist allerdings zeitkritisch. Je schneller gehandelt wird, desto besser. Auch Zivilklagen gegen Mittelsmänner – etwa Banken, die das Geld weitergeleitet haben – können unter Umständen erfolgreich sein. Aber ganz offen gesagt: Nicht jede Summe lässt sich retten. Deshalb ist Prävention das wichtigste Mittel.

Interviewer: Vielen Dank, Herr Reime.

Rechtsanwalt Reime: Sehr gern. Und mein Appell an alle: Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist heute wichtiger denn je – vor allem im Internet.

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