„Handeln statt hoffen“ – Rechtsanwalt Reime im Interview zu aktuellen BaFin-Warnungen

„Handeln statt hoffen“ – Rechtsanwalt Reime im Interview zu aktuellen BaFin-Warnungen

Veröffentlicht:

Donnerstag, 17.04.2025
von Red. LF

Die Finanzaufsicht BaFin hat am 17. April 2025 vor drei Plattformen gewarnt: handelcfx.com, festgeldfinanz.de und shieldwise.org. In allen Fällen stehen entweder unerlaubte Finanzdienstleistungen oder Identitätsmissbrauch im Raum. Was bedeutet das für betroffene Anlegerinnen und Anleger? Wir haben dazu Rechtsanwalt Reime befragt, der auf Anlegerschutz und Finanzbetrug spezialisiert ist.

Frage: Herr Reime, die BaFin warnt aktuell vor gleich drei Plattformen. Was haben diese Fälle gemeinsam?

Rechtsanwalt Reime: Alle drei haben eines gemeinsam: Es handelt sich um Angebote ohne die erforderliche Erlaubnis der BaFin – und das ist kein Kavaliersdelikt. Besonders perfide ist, dass die Betreiber mit bekannten Namen oder angeblichen Regulierungen Vertrauen schaffen wollen. Doch am Ende geht es nur darum, Anleger um ihr Geld zu bringen.

Frage: Nehmen wir handelcfx.com. Die Plattform wirbt mit Krypto-Handel und behauptet, in Großbritannien und Zypern reguliert zu sein. Laut BaFin ist das gelogen. Was steckt dahinter?

Rechtsanwalt Reime: Das ist ein klassisches Beispiel für Krypto-Trading-Betrug. Die Anleger sehen vermeintlich steigende Gewinne im Nutzerkonto, aber das Geld ist längst weg – oft schon beim ersten Klick auf „Einzahlen“. Es gibt keine regulierte Plattform, keine Rückzahlung, keinen Ansprechpartner. Solche Seiten sind reine Fassade.

Frage: Und bei festgeldfinanz.de wird sogar mit dem Namen der Quirin Privatbank AG geworben – ohne dass diese etwas damit zu tun hat. Ist das ein Einzelfall?

Rechtsanwalt Reime: Leider nein. Identitätsmissbrauch ist eine der gängigsten Maschen. Die Betrüger nutzen bekannte Banknamen, um Seriosität vorzutäuschen – und damit die Hemmschwelle für Einzahlungen zu senken. Wer dort investiert hat, ist Opfer eines Täuschungsmanövers geworden.

Frage: Shieldwise.org wirbt mit Versicherungsgeschäften und nennt dabei die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) – ebenfalls fälschlich. Was ist hier besonders gefährlich?

Rechtsanwalt Reime: Das perfide ist, dass hier der Eindruck erweckt wird, es handle sich um ein staatlich abgesichertes Angebot. Wenn jemand glaubt, seine Investition sei über die EdB geschützt, lässt er viel schneller Geld fließen. Genau diese trügerische Sicherheit ist das Einfallstor für Betrug.

Frage: Was raten Sie Betroffenen dieser Plattformen?

Rechtsanwalt Reime: Erstens: Keine weiteren Zahlungen leisten, auch nicht bei angeblichen Gebühren für Auszahlungen. Zweitens: Alles dokumentieren – Kontoauszüge, E-Mails, Chatverläufe. Drittens: Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten. Und viertens – das halte ich für besonders wichtig – anwaltlich prüfen lassen, ob Rückforderungen etwa gegen Zahlungsdienstleister möglich sind. Die Chancen sind oft besser als gedacht.

Frage: Und wie können sich Verbraucher in Zukunft besser schützen?

Rechtsanwalt Reime: Gesundes Misstrauen ist der beste Schutz. Unbedingt die Unternehmensdatenbank der BaFin checken – dort lässt sich klären, ob ein Anbieter überhaupt zugelassen ist. Und: Wer ungewöhnlich hohe Renditen verspricht oder mit angeblichen Regulierungssiegeln wirbt, ist in der Regel nicht seriös.

Frage: Vielen Dank für das Gespräch.

Rechtsanwalt Reime: Gern. Und mein Appell an alle: Handeln statt hoffen – je früher, desto besser.

Die Zeitung für Anleger in Sachwerte
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.