Interview mit Rechtsanwalt Reime: Wie sich Verbraucher vor betrügerischen Finanzplattformen schützen können – BaFin-Warnung zu Prime Funds AG

Interview mit Rechtsanwalt Reime: Wie sich Verbraucher vor betrügerischen Finanzplattformen schützen können – BaFin-Warnung zu Prime Funds AG

Veröffentlicht:

Freitag, 14.03.2025
von Red. LF

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat eine offizielle Warnung vor der Website primefunds.de ausgesprochen. Die Betreiber, die sich als Prime Funds AG bzw. Prime Funds Vermittlung AG ausgeben und angeblich in Berlin ansässig sind, bieten dort Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen an – allerdings ohne die erforderliche behördliche Genehmigung. Besonders im Fokus steht die Vermittlung von Festgeldanlagen, die Anleger mit vermeintlich attraktiven Konditionen locken soll.

Die BaFin stellt klar: Wer in Deutschland Finanz- oder Bankgeschäfte betreibt, benötigt eine offizielle Zulassung. Fehlt diese, handelt es sich um ein illegales Angebot. Verbraucher sollten daher dringend prüfen, ob ein Anbieter in der BaFin-Unternehmensdatenbank registriert ist, bevor sie ihr Geld anlegen.

Frage: Herr Reime, die BaFin warnt vor der Prime Funds AG. Was bedeutet das für Anleger?

Rechtsanwalt Reime: Eine BaFin-Warnung ist ein starkes Indiz dafür, dass ein Anbieter nicht seriös ist. Die Prime Funds AG tritt unter zwei leicht abgewandelten Firmennamen auf, ohne eine gültige Lizenz zu besitzen. Anleger laufen dadurch Gefahr, ihr Geld auf ein Konto zu überweisen, das von einer nicht regulierten und möglicherweise betrügerischen Organisation verwaltet wird. Ohne eine BaFin-Lizenz gibt es keinerlei Schutzmechanismen, um Verluste zu vermeiden oder Schadensersatz zu fordern.

Frage: Welche Warnsignale sollten Verbraucher beachten, um unseriöse Anbieter zu erkennen?

Rechtsanwalt Reime: Es gibt mehrere typische Anzeichen für betrügerische Finanzplattformen:

  1. Fehlende behördliche Lizenz – Wer Finanzdienstleistungen anbietet, benötigt eine BaFin-Genehmigung. Fehlt diese, sollte man sich fernhalten.
  2. Unklare Unternehmensstruktur – Die Prime Funds AG gibt an, in Berlin ansässig zu sein, doch es gibt keine offiziellen Einträge oder eine erkennbare Firmengeschichte.
  3. Unrealistisch hohe Zinsen – Unseriöse Anbieter locken oft mit überdurchschnittlich attraktiven Festgeldangeboten, die in der realen Finanzwelt kaum möglich sind.
  4. Druck zur schnellen Entscheidung – Wenn Anleger aufgefordert werden, „heute noch zu investieren“, ist das ein klares Warnzeichen.
  5. Fehlende oder vage Kontaktinformationen – Keine echte Geschäftsadresse, nur eine anonyme Telefonnummer oder keine Möglichkeit für persönliche Beratung sind verdächtig.

Frage: Was können Betroffene tun, wenn sie bereits investiert haben?

Rechtsanwalt Reime: Falls jemand bereits Geld an Prime Funds AG überwiesen hat, sind sofortige Maßnahmen notwendig:

  • Zahlungen stoppen: Falls noch möglich, sollte die Bank oder der Zahlungsdienstleister informiert und eine Rückbuchung geprüft werden.
  • Bankauszüge sichern: Dokumentationen über die Zahlung können später helfen, Beweise für eine Strafanzeige oder rechtliche Schritte zu sammeln.
  • Strafanzeige erstatten: Betroffene sollten den Betrug bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft melden.
  • Anwaltlichen Rat einholen: Ein auf Kapitalmarktrecht spezialisierter Anwalt kann prüfen, ob und wie Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden können.
  • BaFin informieren: Wer verdächtige Plattformen entdeckt, sollte diese an die BaFin melden, damit weitere Anleger gewarnt werden.

Frage: Welche Maßnahmen empfehlen Sie, um sich vor betrügerischen Finanzplattformen zu schützen?

Rechtsanwalt Reime: Anleger sollten einige wichtige Vorsichtsmaßnahmen treffen:

  • BaFin-Unternehmensdatenbank prüfen – Bevor man investiert, sollte man sicherstellen, dass der Anbieter eine gültige Lizenz besitzt.
  • Unabhängige Informationen einholen – Verbraucherzentralen oder Fachanwälte für Kapitalmarktrecht können eine erste Einschätzung liefern.
  • Keine sensiblen Daten weitergeben – Bankdaten, persönliche Informationen oder Kopien von Ausweisen sollten niemals an unbekannte Anbieter gesendet werden.
  • Vorsicht bei unrealistischen Renditen – Wenn Festgeldangebote Zinsen versprechen, die weit über dem Marktdurchschnitt liegen, ist Skepsis angebracht.
  • Misstrauen gegenüber Online-Werbung – Viele betrügerische Plattformen locken über Social-Media-Kampagnen oder vermeintliche „Expertenberichte“.

Frage: Vielen Dank für Ihre Einschätzungen, Herr Reime!

Rechtsanwalt Reime: Sehr gerne! Ich rate allen Anlegern, sich gründlich zu informieren und lieber auf ein zweifelhaftes Angebot zu verzichten, als einen finanziellen Verlust zu riskieren.