Interviewer: Herr Reime, die BaFin warnt aktuell vor der Website reichbergag.com. Dort werden ohne Erlaubnis Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen angeboten. Was bedeutet das für Verbraucher?
RA Reime: Wenn eine Plattform wie reichbergag.com ohne die erforderliche Lizenz Finanzdienstleistungen anbietet, bedeutet das, dass sie außerhalb der behördlichen Kontrolle agiert. Verbraucher haben in einem solchen Fall keinerlei rechtlichen Schutz. Oft sind solche Anbieter nicht seriös, und Anleger riskieren, ihr Geld zu verlieren, ohne es jemals zurückzubekommen.
Interviewer: Die Website gibt an, in Berlin und Zürich ansässig zu sein. Ist das ein Zeichen für Seriosität?
RA Reime: Nein, keineswegs. Es ist eine gängige Masche unseriöser Anbieter, bekannte Standorte anzugeben, um Vertrauen zu schaffen. Oft existieren diese Adressen gar nicht oder gehören ganz anderen Unternehmen. Wer auf einer Finanzplattform investieren möchte, sollte unbedingt prüfen, ob die Firma tatsächlich unter der angegebenen Adresse erreichbar ist.
Interviewer: Wie können Verbraucher unseriöse Plattformen erkennen?
RA Reime: Es gibt einige klare Warnsignale:
- Fehlende BaFin-Zulassung: Wer in Deutschland Finanzdienstleistungen anbietet, benötigt eine Lizenz. Fehlt diese, ist das ein großes Risiko.
- Unrealistische Versprechen: Hohe Renditen ohne Risiko gibt es nicht. Solche Aussagen sind immer ein Warnzeichen.
- Druck und Drängeln: Seriöse Anbieter setzen niemanden unter Zeitdruck. Wer Sie zum schnellen Abschluss drängt, handelt meist nicht in Ihrem Interesse.
- Unklare Kontaktmöglichkeiten: Fehlende oder schwer erreichbare Ansprechpartner sind ebenfalls verdächtig.
Interviewer: Was können Verbraucher tun, bevor sie investieren?
RA Reime:
- BaFin-Unternehmensdatenbank prüfen – ist der Anbieter dort nicht registriert, ist Vorsicht geboten.
- Online nach Erfahrungsberichten suchen – aber dabei bedenken, dass Betrüger auch gefälschte positive Bewertungen erstellen können.
- Keine übereilten Entscheidungen treffen – lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
- Persönliche Daten schützen – geben Sie keine sensiblen Informationen an unbekannte Anbieter weiter.
Interviewer: Was können Betroffene tun, wenn sie bereits investiert haben?
RA Reime: Wer bereits Geld investiert hat, sollte sofort aktiv werden:
- Die eigene Bank oder den Zahlungsdienstleister kontaktieren, um eine Rückbuchung zu prüfen.
- Beweise sichern, also E-Mails, Zahlungsnachweise, Verträge und Screenshots aufbewahren.
- Strafanzeige bei der Polizei erstatten und den Fall bei der BaFin melden.
- Rechtlichen Rat einholen, um weitere Handlungsmöglichkeiten zu prüfen.
Interviewer: Welche Möglichkeiten hat die BaFin, gegen solche Plattformen vorzugehen?
RA Reime: Die BaFin kann Warnungen aussprechen und unter Umständen die Website sperren lassen. Doch oft agieren die Betreiber aus dem Ausland, wechseln schnell die Domain und setzen ihr betrügerisches Geschäftsmodell einfach unter neuem Namen fort. Daher ist Prävention der beste Schutz – Verbraucher sollten solche Angebote frühzeitig erkennen und meiden.
Interviewer: Was raten Sie Anlegern abschließend?
RA Reime: Seien Sie misstrauisch, wenn Ihnen hohe Gewinne bei angeblich sicheren Anlagen versprochen werden. Prüfen Sie jeden Anbieter genau, bevor Sie Geld investieren. Im Zweifel lohnt es sich, einen Fachanwalt oder eine Verbraucherzentrale zu konsultieren. Ein wenig Skepsis kann vor großem finanziellen Schaden bewahren.
Interviewer: Vielen Dank für das Gespräch!