Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Wie Verbraucher sich vor unseriösen Finanzangeboten schützen können

Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Wie Verbraucher sich vor unseriösen Finanzangeboten schützen können

Veröffentlicht:

Mittwoch, 12.03.2025
von Red. LF

Frage: Frau Bontschev, die BaFin warnt vor der Website yavita-invest.com. Was bedeutet das für Verbraucher?

RAin Bontschev: Die BaFin hat festgestellt, dass die Yavita Invest AG ohne die notwendige Erlaubnis Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen anbietet. Solche Anbieter sind nicht reguliert, was bedeutet, dass Anleger keinen Schutz haben, wenn es zu Problemen kommt. Wer dort investiert, setzt sein Geld einem hohen Risiko aus – im schlimmsten Fall handelt es sich um einen Betrugsfall, bei dem das investierte Geld nicht mehr zurückgeholt werden kann.

Frage: Woran erkennen Verbraucher unseriöse Finanzanbieter?

RAin Bontschev: Es gibt einige typische Warnsignale, auf die man achten sollte:

  1. Fehlende BaFin-Lizenz – Jedes Unternehmen, das in Deutschland Finanz- oder Bankdienstleistungen anbietet, muss eine Erlaubnis der BaFin haben. Die BaFin-Unternehmensdatenbank gibt schnell Auskunft darüber.
  2. Unklare oder widersprüchliche Firmendaten – Yavita Invest gibt an, in Berlin und der Schweiz ansässig zu sein, aber es gibt keine nachprüfbaren Handelsregistereinträge.
  3. Übertrieben hohe Renditeversprechen – Wenn ein Anbieter extrem hohe Zinsen ohne Risiko anbietet, ist Vorsicht geboten.
  4. Fehlendes Impressum oder schwer erreichbarer Kundenservice – Seriöse Unternehmen haben eine überprüfbare Adresse und klar definierte Kontaktmöglichkeiten.
  5. Druck zur schnellen Investition – Unseriöse Anbieter setzen Verbraucher oft unter Zeitdruck, um sie zu unüberlegten Entscheidungen zu drängen.

Frage: Was sollten Betroffene tun, wenn sie bereits investiert haben?

RAin Bontschev: Wer bereits Geld überwiesen hat, sollte schnell reagieren:

  • Zahlungen sofort stoppen – Falls noch weitere Transaktionen anstehen, diese verhindern.
  • Beweise sichern – Alle E-Mails, Verträge, Zahlungsnachweise und Kommunikation mit dem Anbieter sollten gesichert werden.
  • Bank oder Zahlungsdienstleister kontaktieren – In einigen Fällen kann eine Rückbuchung oder ein Chargeback-Verfahren eingeleitet werden.
  • BaFin und Polizei informieren – Eine Anzeige kann dazu beitragen, weitere Verbraucher zu schützen.
  • Rechtlichen Rat einholen – Ein erfahrener Anwalt kann prüfen, ob eine Rückforderung oder Schadensersatz möglich ist.

Frage: Gibt es eine Chance, das investierte Geld zurückzubekommen?

RAin Bontschev: Das hängt von der Zahlungsweise ab. Bei Kreditkartenzahlungen oder SEPA-Lastschriften gibt es manchmal die Möglichkeit, eine Rückbuchung durch ein Chargeback-Verfahren zu erreichen. Banküberweisungen ins Ausland sind schwieriger zurückzuholen, aber mit rechtlicher Unterstützung kann es Möglichkeiten geben. Besonders problematisch sind Krypto-Zahlungen, da diese in der Regel nicht rückgängig gemacht werden können.

Frage: Wie können sich Verbraucher vor solchen Betrugsmaschen schützen?

RAin Bontschev: Der beste Schutz ist, sich gut zu informieren. Verbraucher sollten:

  • Anbieter immer in der BaFin-Datenbank prüfen.
  • Skeptisch sein bei übertrieben hohen Zinsversprechen.
  • Nur bei bekannten, seriösen Banken oder Finanzinstituten investieren.
  • Unabhängigen Finanzrat einholen, bevor größere Summen angelegt werden.
  • Nie unter Zeitdruck eine Investitionsentscheidung treffen.

Frage: Ihr abschließender Rat?

RAin Bontschev: Wenn ein Finanzangebot zu gut klingt, um wahr zu sein, sollte man immer skeptisch sein. Die BaFin-Warnungen sind ein wichtiger Hinweis, dass hier etwas nicht stimmt. Wer bereits Opfer eines Betrugs geworden ist, sollte schnell handeln, alle Beweise sichern und rechtliche Schritte einleiten.

Vielen Dank für das Gespräch!