„Vorsicht, Betrug!“ – Rechtsanwalt Jens Reime über dubiose Finanzangebote und wie sich Verbraucher schützen können

„Vorsicht, Betrug!“ – Rechtsanwalt Jens Reime über dubiose Finanzangebote und wie sich Verbraucher schützen können

Veröffentlicht:

Dienstag, 25.02.2025
von Red. LF

Die BaFin warnt aktuell vor mehreren unseriösen Websites, darunter bsc-network.de, rendite-ratgeber.com und greenholtt.com. Dort werden dubiose Jobangebote, riskante Finanzanlagen und unerlaubte Kryptogeschäfte beworben – oft mit fatalen Folgen für ahnungslose Verbraucher. Wie man sich vor solchen Betrugsmaschen schützt und was Betroffene tun können, erklärt Rechtsanwalt Jens Reime, Experte für Anlegerschutz.


„Wenn es zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meist Betrug“

Herr Reime, die BaFin hat erneut mehrere Warnungen herausgegeben. Was steckt dahinter?

Reime: Die Warnungen betreffen betrügerische Plattformen, die gezielt Verbraucher täuschen. Bei bsc-network.de geht es um angebliche Home-Office-Jobs. Bewerber sollen über ihre eigenen Bankkonten oder Krypto-Wallets Geld für Dritte verwalten – was sie in den Verdacht der Geldwäsche bringt. Rendite-ratgeber.com wiederum bietet hochverzinste Festgeld- und Anlageprodukte an, obwohl das Unternehmen gar nicht existiert. Und greenholtt.com setzt die Masche von „Quantum AI“ fort, das bereits von der BaFin als unseriös eingestuft wurde. Hier geht es um unerlaubte Kryptodienstleistungen und möglicherweise betrügerische Investmentversprechen.

Woran erkennt man solche betrügerischen Angebote?

Reime: Es gibt einige klare Warnsignale. Hohe Renditen ohne Risiko – so etwas gibt es nicht. Ebenso dubios sind dringliche Aufforderungen, schnell zu investieren, sowie mangelnde Transparenz über die Betreiber der Website. Oft werden offizielle Behörden, wie die BaFin, als angebliche Regulierer genannt, obwohl das Unternehmen in Wirklichkeit keine Lizenz besitzt.

Welche Gefahren drohen Verbrauchern, die auf solche Angebote hereinfallen?

Reime: Die Risiken sind enorm. Zunächst verlieren sie meist ihr Geld – es gibt keine reale Investition, sondern nur eine betrügerische Fassade. Darüber hinaus besteht die Gefahr des Identitätsdiebstahls, wenn persönliche Daten oder Ausweiskopien an Kriminelle übermittelt werden. Besonders heikel sind die Home-Office-Betrugsjobs: Wer unwissentlich Geld weiterleitet, kann sich strafbar machen und als Geldwäscher belangt werden.

Was raten Sie Verbrauchern, die Zweifel an einem Angebot haben?

Reime: Der wichtigste Rat ist: Nichts überstürzen und recherchieren! Bevor Sie investieren oder persönliche Daten weitergeben, prüfen Sie, ob das Unternehmen eine Lizenz der BaFin hat. Dazu gibt es eine Unternehmensdatenbank auf der BaFin-Website. Falls Sie ein verdächtiges Angebot erhalten, informieren Sie sich bei Verbraucherzentralen oder der Polizei.

Was sollten Betroffene tun, wenn sie bereits auf eine dieser Maschen hereingefallen sind?

Reime: Schnelles Handeln ist entscheidend. 1. Falls Geld überwiesen wurde, sollte man sofort die Bank kontaktieren und versuchen, die Zahlung zu stoppen. 2. Eine Anzeige bei der Polizei und der BaFin erstatten. 3. Falls persönliche Daten weitergegeben wurden, sollte man seine Bankkonten und Online-Zugänge überprüfen und gegebenenfalls Passwörter ändern. 4. Sich rechtlichen Beistand holen, um weitere Maßnahmen zu prüfen.

Gibt es eine Chance, sein Geld zurückzubekommen?

Reime: Das hängt vom Einzelfall ab. Manchmal können Banken Überweisungen noch aufhalten oder es gibt eine Möglichkeit, über Kreditkarten-Rückbuchungen (Chargeback) das Geld zurückzuholen. Aber oft sitzen die Täter im Ausland, was eine Rückverfolgung erschwert. Deswegen ist Prävention das A und O.

Was müsste aus Ihrer Sicht getan werden, um solche Betrügereien einzudämmen?

Reime: Es braucht mehr Aufklärung und strengere Maßnahmen gegen Finanzbetrug. Die Behörden müssen international noch besser zusammenarbeiten, um diese Netzwerke zu zerschlagen. Gleichzeitig sollten Verbraucher besser informiert werden, am besten durch regelmäßige Warnungen in den Medien.

Ihr abschließender Tipp an Verbraucher?

Reime: Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es meistens Betrug. Seien Sie misstrauisch bei hohen Renditeversprechen, unbekannten Jobangeboten oder Druck, schnell zu investieren. Lieber einmal mehr prüfen, als später Geld und Nerven zu verlieren.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Reime.