„Vorsicht vor unseriösen Finanzplattformen“ – Interview mit Rechtsanwältin Bontschev

„Vorsicht vor unseriösen Finanzplattformen“ – Interview mit Rechtsanwältin Bontschev

Veröffentlicht:

Montag, 24.02.2025
von Red. LF

Interviewer: Frau Bontschev, die BaFin warnt aktuell vor mehreren Plattformen, darunter „Xyron Beam AI“, gewinnerss.com und bitwelt.co. Was zeichnet diese Anbieter aus?

Bontschev: Alle diese Plattformen haben gemeinsam, dass sie ohne die erforderliche Lizenz der BaFin Finanz- und Kryptodienstleistungen anbieten. Das bedeutet, dass sie nicht reguliert sind, und Anleger haben keinerlei rechtlichen Schutz. Oft werben solche Anbieter mit hohen Renditen und schnellen Gewinnen, doch in Wirklichkeit stecken dahinter häufig betrügerische Absichten.

Interviewer: Welche Gefahren drohen Verbrauchern, die auf solchen Plattformen investieren?

Bontschev: Das größte Risiko ist der Totalverlust des investierten Geldes. Viele Anleger stellen fest, dass sie ihre Einlagen nicht mehr abheben können. Zudem gibt es Fälle von Identitätsdiebstahl, wenn persönliche Daten oder Ausweiskopien hochgeladen werden. Manche Plattformen setzen auch auf psychologischen Druck, um Kunden zu weiteren Einzahlungen zu bewegen.

Interviewer: Gibt es Warnsignale, an denen man unseriöse Anbieter erkennen kann?

Bontschev: Ja, einige klare Hinweise deuten auf Betrug hin:

  1. Keine BaFin-Lizenz – Seriöse Finanzdienstleister sind bei der BaFin registriert.
  2. Unrealistische Gewinnversprechen – Hohe Renditen ohne Risiko gibt es nicht.
  3. Zeitdruck und aggressive Werbemethoden – „Nur heute verfügbar“ oder „Exklusives Angebot“ sind oft Lockmittel.
  4. Fehlende Unternehmensangaben – Kein Impressum oder unklare Kontaktinformationen sind ein Alarmsignal.
  5. Negative Erfahrungsberichte – Eine kurze Online-Recherche kann helfen, Betrugsfälle aufzudecken.

Interviewer: Was sollten Betroffene tun, wenn sie bereits investiert haben?

Bontschev: Wer den Verdacht hat, betrogen worden zu sein, sollte sofort handeln:

  • Keine weiteren Zahlungen leisten – Auch wenn behauptet wird, dass eine Gebühr erforderlich ist, um Auszahlungen freizugeben.
  • Bank oder Zahlungsdienstleister kontaktieren – In manchen Fällen ist eine Rückbuchung möglich.
  • BaFin und Polizei informieren – Eine Anzeige kann helfen, weitere Opfer zu schützen.
  • Rechtliche Beratung einholen – Ein Anwalt kann prüfen, ob rechtliche Schritte möglich sind.

Interviewer: Welche seriösen Alternativen gibt es für Verbraucher, die in Kryptowährungen oder Finanzprodukte investieren möchten?

Bontschev: Verbraucher sollten sich ausschließlich an lizensierte und regulierte Anbieter wenden. Die BaFin-Unternehmensdatenbank bietet eine verlässliche Möglichkeit, dies zu überprüfen. Wer in Kryptowährungen investieren möchte, sollte auf etablierte und regulierte Plattformen setzen und sich gut über Risiken informieren.

Interviewer: Vielen Dank für die aufschlussreichen Informationen, Frau Bontschev!

Bontschev: Gern geschehen – und denken Sie immer daran: Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch.