Interview mit Rechtsanwalt Reime: Warnung der BaFin vor swisspro24.org und die Konsequenzen für Anleger

Interview mit Rechtsanwalt Reime: Warnung der BaFin vor swisspro24.org und die Konsequenzen für Anleger

Veröffentlicht:

Mittwoch, 19.02.2025
von Red. LF

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat eine Warnung vor der Plattform swisspro24.org ausgesprochen. Bereits zuvor hatte sie auf die identische Website swisspro24.io hingewiesen, die offenbar mit demselben betrügerischen Modell arbeitet. Beide Seiten bieten unerlaubt Finanz- und Kryptodienstleistungen an und geben an, in London ansässig zu sein. Wir sprechen mit Rechtsanwalt Reime, Experte für Kapitalmarktrecht und Anlegerschutz, über die Hintergründe und die rechtlichen Konsequenzen.


Frage: Herr Reime, die BaFin warnt immer wieder vor unseriösen Online-Trading-Plattformen. Woran können Anleger erkennen, dass sie es mit einer betrügerischen Plattform zu tun haben?

RA Reime: Es gibt einige typische Warnsignale, auf die Anleger achten sollten.

  • Fehlende BaFin-Lizenz: Jedes Unternehmen, das in Deutschland Finanz- oder Kryptodienstleistungen anbietet, braucht eine Erlaubnis der BaFin. Anleger können in der BaFin-Unternehmensdatenbank nachsehen, ob der Anbieter dort registriert ist.
  • Unrealistische Renditeversprechen: Betrügerische Plattformen locken oft mit garantierten Gewinnen oder hohen Renditen ohne Risiko. Das ist ein klares Warnsignal, denn an den Märkten gibt es keine Sicherheit.
  • Anonyme Kontaktmöglichkeiten: Viele dieser Plattformen haben keine offizielle Adresse, sondern nur E-Mail-Adressen oder Callcenter-Nummern. Ein Blick ins Impressum kann oft schon aufschlussreich sein.

Frage: Was bedeutet es, dass die BaFin bereits vor der Website swisspro24.io gewarnt hat und nun eine fast identische Seite aufgetaucht ist?

RA Reime: Das zeigt, dass hier ein wiederkehrendes Betrugsmuster vorliegt. Die Betreiber wechseln einfach den Domain-Namen, aber das Konzept bleibt gleich. Das Ziel ist es, möglichst viele Anleger zu täuschen, bevor die Seite gesperrt wird.

Diese Masche sehen wir immer wieder: Sobald eine Plattform von der BaFin enttarnt wird, öffnet die nächste unter einer neuen Webadresse. Das macht es für Ermittler schwer, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.


Frage: Welche rechtlichen Konsequenzen drohen den Betreibern solcher Plattformen?

RA Reime: Wer ohne Genehmigung Finanz- oder Kryptodienstleistungen anbietet, verstößt gegen das Kreditwesengesetz (KWG) und das Kryptomärkteaufsichtsgesetz (KMAG). In Deutschland drohen dafür hohe Strafen, bis hin zu mehrjährigen Freiheitsstrafen für die Betreiber.

Das Problem ist jedoch, dass viele dieser Plattformen ihren Sitz im Ausland haben, oft in schwer zugänglichen Offshore-Gebieten. Eine Strafverfolgung ist daher schwierig.

Die BaFin kann die Plattform zwar sperren lassen, aber oft taucht sie unter einem neuen Namen wieder auf. Anleger sollten daher besonders wachsam sein.


Frage: Was können betroffene Anleger tun, wenn sie bereits Geld investiert haben?

RA Reime: Hier gilt es schnell zu handeln:

  1. Alle Belege sichern – E-Mails, Kontoauszüge, Überweisungsbelege, Screenshots der Plattform.
  2. Bei der eigenen Bank nach Rückbuchungsmöglichkeiten fragen – Manche Zahlungen per Kreditkarte oder Banküberweisung können rückabgewickelt werden.
  3. Strafanzeige erstatten – Am besten bei der Polizei und bei der BaFin.
  4. Rechtlichen Beistand suchen – Ein spezialisierter Anwalt kann prüfen, ob Chancen bestehen, das investierte Geld zurückzuholen.

Frage: Welche Maßnahmen würden Sie zur Prävention empfehlen?

RA Reime: Anleger sollten immer eine sorgfältige Prüfung vornehmen, bevor sie ihr Geld investieren.

  • BaFin-Datenbank nutzen: Ist das Unternehmen dort gelistet?
  • Seriöse Anbieter wählen: Nur regulierte Unternehmen mit einer offiziellen Lizenz sind vertrauenswürdig.
  • Erfahrungsberichte lesen: Online-Bewertungen und Warnungen von Finanzaufsichten checken.
  • Realistische Erwartungen haben: Hohe Renditen ohne Risiko gibt es nicht!

Frage: Wie bewerten Sie die Rolle der BaFin bei der Bekämpfung solcher Betrügereien?

RA Reime: Die BaFin spielt eine wichtige Rolle beim Schutz der Anleger, aber sie hat begrenzte Möglichkeiten. Sie kann warnen und Plattformen sperren, aber keine strafrechtlichen Ermittlungen führen. Das ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft.

Oft sind die Betrüger schneller als die Behörden. Es wäre wünschenswert, dass die internationale Zusammenarbeit in solchen Fällen gestärkt wird.


Fazit: Die erneute BaFin-Warnung zu swisspro24.org zeigt, wie raffiniert und hartnäckig betrügerische Trading-Plattformen vorgehen. Anleger müssen höchste Vorsicht walten lassen, bevor sie Geld investieren. Rechtsanwalt Reime empfiehlt, sich umfassend zu informieren, offizielle Register zu prüfen und sich nicht von unrealistischen Renditeversprechen verleiten zu lassen. Wer bereits betroffen ist, sollte sofort handeln und sich rechtlichen Beistand holen.