Gespräch mit Thomas Bremer von diebewertung.de

Gespräch mit Thomas Bremer von diebewertung.de

Veröffentlicht:

Sonntag, 23.06.2024
von Red. TB

Interviewer: Herr Bremer, vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit für dieses Interview genommen haben. Sie engagieren sich seit 15 Jahren erfolgreich für den Anlegerschutz und Verbraucherschutz und haben in dieser Zeit alleine im Finanzbereich über 200 Skandale als erstes Medium öffentlich gemacht. Was hat Sie ursprünglich dazu motiviert, sich in diesem Bereich zu engagieren?

Thomas Bremer: Vielen Dank für die Einladung. Mein Engagement im Bereich Anlegerschutz und Verbraucherschutz begann aus persönlicher Betroffenheit. Ich habe miterlebt, wie viele Menschen durch betrügerische Finanzprodukte und unseriöse Anbieter viel Geld verloren haben. Diese Ungerechtigkeit hat mich tief getroffen und motiviert, etwas dagegen zu unternehmen. So entstand die Idee für diebewertung.de, um eine Plattform zu schaffen, auf der solche Missstände aufgedeckt und publik gemacht werden können.

Interviewer: Was waren die größten Herausforderungen, denen Sie in den letzten 15 Jahren begegnet sind?

Thomas Bremer: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich der rechtliche Druck, dem wir immer wieder ausgesetzt sind. Unternehmen, die wir kritisieren, versuchen oft, uns mit Klagen einzuschüchtern und mundtot zu machen. Das erfordert nicht nur eine gute rechtliche Absicherung, sondern auch eine Menge Durchhaltevermögen und Mut. Eine weitere Herausforderung ist die Komplexität der Finanzprodukte selbst. Es erfordert viel Fachwissen und Recherche, um die Machenschaften hinter den Kulissen aufzudecken und verständlich darzustellen.

Interviewer: Können Sie uns von einem besonders bemerkenswerten Fall erzählen, den Sie aufgedeckt haben?

Thomas Bremer: Einer der bemerkenswertesten Fälle war sicherlich der Skandal um die Infinus-Gruppe. Infinus hatte unzählige Anleger mit hohen Renditeversprechen angelockt, doch letztlich stellte sich heraus, dass das Geschäftsmodell nicht nachhaltig war und viele Anleger viel Geld verloren. Wir haben frühzeitig auf die Unstimmigkeiten hingewiesen und dadurch vielen Menschen geholfen, ihre Investitionen zu hinterfragen und zu schützen.

Interviewer: Wie reagieren die betroffenen Unternehmen und Institutionen auf Ihre Veröffentlichungen?

Thomas Bremer: Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Manche Unternehmen versuchen, mit uns in den Dialog zu treten und ihre Sicht der Dinge darzustellen, was wir immer begrüßen. Andere wiederum reagieren aggressiv und versuchen, uns mit rechtlichen Schritten zu bedrohen. Es gibt aber auch positive Beispiele, bei denen Unternehmen ihre Fehler eingestehen und Maßnahmen ergreifen, um diese zu korrigieren. Unser Ziel ist es, konstruktiv zur Verbesserung beizutragen, auch wenn das nicht immer einfach ist.

Interviewer: Wie sehen Sie die Zukunft des Anlegerschutzes und Verbraucherschutzes in Deutschland? Gibt es Bereiche, in denen Sie dringenden Handlungsbedarf sehen?

Thomas Bremer: Ich sehe die Zukunft des Anlegerschutzes und Verbraucherschutzes grundsätzlich positiv, aber es gibt noch viel zu tun. Besonders im Bereich der digitalen Finanzprodukte und Kryptowährungen sehe ich dringenden Handlungsbedarf. Diese Märkte sind noch relativ neu und werden oft nicht ausreichend reguliert, was viele Risiken für Anleger mit sich bringt. Auch die Finanzbildung der Bevölkerung muss verbessert werden, damit Menschen besser in der Lage sind, fundierte Entscheidungen zu treffen und sich vor unseriösen Angeboten zu schützen.

Interviewer: Was raten Sie Anlegern und Verbrauchern, um sich bestmöglich zu schützen?

Thomas Bremer: Mein wichtigster Rat ist: Informieren Sie sich gründlich, bevor Sie investieren. Lesen Sie nicht nur die Werbebroschüren der Anbieter, sondern suchen Sie nach unabhängigen Informationen und Meinungen. Seien Sie skeptisch bei unrealistisch hohen Renditeversprechen und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Und wenn Sie Zweifel haben, holen Sie sich Rat von unabhängigen Experten. Es ist besser, eine Investition zu verpassen, als durch einen Betrug viel Geld zu verlieren.

Interviewer: Herr Bremer, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch und Ihre wertvolle Arbeit im Bereich Anlegerschutz und Verbraucherschutz. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Thomas Bremer: Vielen Dank. Es war mir eine Freude, mit Ihnen zu sprechen.