Interview mit Rechtsanwältin Bontschev zur BaFin-Warnung vor karpax.vip: „Verbraucher sollten skeptisch sein, wenn alles zu schön klingt“

Interview mit Rechtsanwältin Bontschev zur BaFin-Warnung vor karpax.vip: „Verbraucher sollten skeptisch sein, wenn alles zu schön klingt“

Veröffentlicht:

Donnerstag, 26.06.2025
von Red. LF

Frage: Frau Rechtsanwältin Bontschev, die BaFin warnt aktuell vor der Website karpax.vip. Die Betreiber sollen ohne Erlaubnis Finanzdienstleistungen anbieten. Was genau bedeutet das für Verbraucher?

Bontschev: Die Warnung der BaFin ist ein deutliches Signal: Hier handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine betrügerische Plattform. Die Betreiber sind nicht lizenziert, bieten aber Finanz- oder Wertpapierdienstleistungen an. Wer dort investiert, tut das ohne jeden Anlegerschutz – es gibt keine Aufsicht, keine Einlagensicherung, keine rechtliche Handhabe. Solche Seiten nutzen oft falsche Identitäten und täuschen Seriosität vor, obwohl sie keinerlei Genehmigung haben.

Frage: Was unterscheidet seriöse von unseriösen Finanzplattformen?

Bontschev: Seriöse Anbieter sind bei der BaFin registriert und offen mit ihrer Identität, Rechtsform und Geschäftsführung. Es gibt ein Impressum, klare Verträge und transparente Bedingungen. Unseriöse Anbieter wie karpax.vip hingegen verstecken sich hinter fingierten Namen, fehlenden Kontaktdaten oder Adressen im Ausland. Auffällig sind oft zu hohe Renditeversprechen, aggressives Werbeverhalten und der Druck, schnell Geld zu investieren. Das sind alles Warnzeichen.

Frage: Wie können sich Anleger im Vorfeld schützen?

Bontschev: Ganz wichtig ist: immer prüfen, ob der Anbieter bei der BaFin registriert ist. Die BaFin führt eine öffentlich zugängliche Unternehmensdatenbank. Wenn ein Anbieter dort nicht auftaucht – Finger weg. Zweitens: misstrauisch sein bei Angeboten mit sehr hohen Zinsen, insbesondere beim sogenannten „Festgeld“. Drittens: keine Zahlungen leisten, ohne eine rechtliche Prüfung der Plattform und des Vertragsangebots. Und schließlich: unabhängige Beratung nutzen – sei es bei einer Verbraucherzentrale oder bei einem spezialisierten Anwalt.

Frage: Was sollten Betroffene tun, die bereits Geld verloren haben?

Bontschev: Wer investiert hat, sollte zunächst alle Zahlungen und E-Mails sichern – jede Information kann später hilfreich sein. Dann sollte man die eigene Bank kontaktieren, um mögliche Rückbuchungen zu prüfen. Parallel dazu sollte Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstattet werden. Die BaFin nimmt ebenfalls Hinweise entgegen. In vielen Fällen kann es auch sinnvoll sein, zivilrechtlich gegen Dritte wie Zahlungsdienstleister vorzugehen – etwa, wenn diese fahrlässig Überweisungen an offenkundig unseriöse Anbieter durchführten.

Frage: Wie bewerten Sie die Rolle der BaFin?

Bontschev: Die BaFin tut, was sie kann – aber sie kann nur warnen. Es liegt an den Verbraucherinnen und Verbrauchern, solche Warnungen ernst zu nehmen. Denn die Behörde darf die Seiten nicht einfach sperren oder sofort stoppen. Leider sind diese Plattformen oft sehr schnell wieder mit neuem Namen online. Deshalb ist Aufklärung der wichtigste Schutz. Die BaFin bietet hierzu hilfreiche Informationen – etwa in der Rubrik „Finanzbetrug erkennen“.

Frage: Ein letzter Rat an unsere Leser?

Bontschev: Vertrauen Sie niemals einem Anbieter, der Ihnen das Blaue vom Himmel verspricht. Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein – dann ist es das meistens auch. Und: Je einfacher und schneller angeblich Geld zu verdienen ist, desto größer ist die Gefahr, dass Sie alles verlieren.

Fazit:
Die Warnung vor karpax.vip zeigt erneut, wie wichtig Vorsicht bei Online-Investments ist. Verbraucher sollten sich nicht von Hochglanz-Websites oder Versprechen blenden lassen. Wer investieren möchte, sollte zuerst prüfen, recherchieren – und im Zweifel Rat einholen. Das schützt vor finanziellen und rechtlichen Schäden.

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