Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Was Anleger jetzt zur BaFin-Warnung über axessinvest.de wissen müssen

Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Was Anleger jetzt zur BaFin-Warnung über axessinvest.de wissen müssen

Veröffentlicht:

Montag, 16.06.2025
von Red. LF

Frage: Frau Bontschev, die BaFin warnt aktuell vor der Website axessinvest.de. Was ist daran so gefährlich?

Rechtsanwältin Bontschev: Die Seite axessinvest.de gibt sich als Plattform eines seriösen Finanzdienstleisters aus – in diesem Fall der MarketAxess NL B.V., Niederlassung Frankfurt, die tatsächlich bei der BaFin registriert ist. Doch das ist reiner Betrug. Die echte Firma hat nichts mit der Website zu tun. Hier liegt ein klassischer Fall von Identitätsmissbrauch vor. Die Täter missbrauchen den Namen eines regulierten Unternehmens, um ahnungslose Anleger in eine Falle zu locken.

Frage: Was genau ist das Ziel solcher Seiten?

Bontschev: Die Betrüger wollen in der Regel, dass Menschen auf der Website angeblich sichere Festgeldanlagen abschließen und dafür Geld überweisen – oft auf ausländische Konten. Die Versprechen klingen seriös, die Seite wirkt professionell, aber am Ende ist das Geld weg. Und: Da keine echte Geschäftsbeziehung zu einem lizenzierten Anbieter besteht, gibt es keinen Schutz. Weder von der BaFin noch von einer Einlagensicherung.

Frage: Woran können Betroffene solche Fakes überhaupt erkennen?

Bontschev: Leider sind viele dieser Seiten optisch sehr gut gemacht, doch es gibt typische Warnzeichen:

  • Unrealistisch hohe Zinsen für einfache Geldanlagen

  • Kein richtiges Impressum oder falsche Adressdaten

  • Druck durch angebliche Fristen oder „letzte Angebote“

  • Kontakt nur per E-Mail, nie telefonisch oder persönlich

  • Aufforderung, schnell zu überweisen, oft auf Konten im Ausland

Besonders misstrauisch sollte man werden, wenn ein Unternehmen vorgibt, von der BaFin lizenziert zu sein – und man selbst keine Möglichkeit hat, das zu überprüfen.

Frage: Und wie kann man das überprüfen?

Bontschev: Am sichersten ist es, den Namen des Anbieters auf der offiziellen Website der BaFin zu suchen – dort gibt es eine Datenbank aller registrierten Finanzdienstleister. Wenn die Seite, auf der man sich befindet, nicht genau zur dort gelisteten Firma passt, sollte man sehr vorsichtig sein. Auch ein Anruf bei der BaFin oder bei einer Verbraucherzentrale kann helfen.

Frage: Was empfehlen Sie Menschen, die bereits Geld überwiesen haben?

Bontschev: Es ist wichtig, schnell zu reagieren. Betroffene sollten:

  1. Die eigene Bank kontaktieren – eventuell ist eine Rückbuchung möglich.

  2. Strafanzeige bei der Polizei stellen – am besten mit allen E-Mails, Kontoauszügen und Screenshots.

  3. Die BaFin und gegebenenfalls die Verbraucherzentrale über den Vorfall informieren.

  4. Juristischen Beistand suchen, um Schadensersatz oder weitere Schritte zu prüfen.

Frage: Welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen, wenn das Geld bereits weg ist?

Bontschev: Das hängt vom Einzelfall ab. Wenn man schnell genug reagiert und das Geld noch nicht weitergeleitet wurde, besteht eine geringe Chance, dass es über die Bank zurückgeholt werden kann. Meist ist das Geld jedoch in Drittländern verschwunden. In manchen Fällen kann man zivilrechtlich gegen Mittelsmänner oder Zahlungsdienstleister vorgehen, aber das ist rechtlich und praktisch nicht einfach. Wichtig ist: Je früher man handelt, desto besser.

Frage: Was möchten Sie Anlegern mit auf den Weg geben?

Bontschev: Vertrauen Sie nicht jedem Angebot im Internet – vor allem nicht, wenn es um Geld geht. Seien Sie kritisch, prüfen Sie Anbieter genau und holen Sie sich im Zweifel Hilfe. Identitätsmissbrauch wie im Fall von axessinvest.de wird immer professioneller. Umso wichtiger ist es, aufmerksam und informiert zu bleiben.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Bontschev.

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