Frage: Herr Reime, die BaFin hat erneut vor betrügerischen Plattformen gewarnt – konkret vor kohler-partner.com und Mulfin Trade. Was ist hier aus Ihrer Sicht besonders problematisch?
Rechtsanwalt Reime: In beiden Fällen geht es um Plattformen, die ohne jede gesetzlich erforderliche Erlaubnis Finanz- oder Kryptodienstleistungen anbieten. Damit agieren die Betreiber völlig außerhalb des regulierten Finanzmarktes – und das ist für Verbraucher brandgefährlich. Denn wer diesen Plattformen Geld überweist, hat keine rechtliche Handhabe, um im Fall des Verlusts abgesichert zu sein. Es handelt sich meist um hochprofessionell gestaltete Webseiten, die Seriosität vorgaukeln – aber im Hintergrund fehlt jede Aufsicht, jedes reale Unternehmen.
Frage: Welche typischen Maschen setzen solche Anbieter ein?
Rechtsanwalt Reime: Bei kohler-partner.com wird beispielsweise mit angeblich sicheren Festgeldangeboten geworben. Bei Mulfin Trade geht es um Kryptowährungen – verbunden mit dem Versprechen hoher Gewinne. In beiden Fällen fällt auf: Es wird schnell Druck aufgebaut, Kunden sollen möglichst rasch investieren, teils gibt es angebliche „Berater“, die täglich anrufen. Das ist ein klassisches Muster im Anlagebetrug. Dazu kommen unklare Unternehmenssitzangaben, gefälschte Zertifikate oder Hinweise auf angebliche Regulierungen – alles nur Fassade.
Frage: Wie können Verbraucher erkennen, ob ein Anbieter seriös ist?
Rechtsanwalt Reime: Die wichtigste Regel ist: Niemand sollte Geld investieren, ohne zuvor zu prüfen, ob der Anbieter bei der BaFin registriert ist. Das lässt sich einfach über die BaFin-Unternehmensdatenbank machen. Zudem rate ich: Kein seriöser Anbieter verspricht risikolose Festzinsen von sechs oder sieben Prozent. Und: Wer ungefragt angerufen oder per E-Mail kontaktiert wird, sollte grundsätzlich misstrauisch sein.
Frage: Was können Betroffene tun, wenn sie schon Geld überwiesen haben?
Rechtsanwalt Reime: Der erste Schritt ist immer die Anzeige bei der Polizei. Parallel sollte man sich anwaltlich beraten lassen – etwa um zu prüfen, ob Rückbuchungen über Zahlungsdienstleister noch möglich sind oder ob zivilrechtliche Schritte in Betracht kommen. Wichtig ist: Beweise sichern! Also Mails, Kontoauszüge, Screenshots der Webseite – all das kann später entscheidend sein, etwa für Schadensersatzansprüche oder im Insolvenzfall.
Frage: Sehen Sie Chancen, dass Opfer ihr Geld zurückbekommen?
Rechtsanwalt Reime: Das hängt vom Einzelfall ab. Wenn das Geld auf Konten innerhalb der EU geflossen ist, bestehen manchmal noch Handlungsmöglichkeiten – etwa über Banken, die möglicherweise ihre Prüfpflichten verletzt haben. Schwieriger wird es, wenn Gelder direkt in Kryptowährungen umgewandelt wurden oder in Drittländer geflossen sind. Dann ist die Spur oft nicht mehr rückverfolgbar. Deshalb ist Aufklärung und Prävention entscheidend.
Frage: Ihr abschließender Rat an Verbraucher?
Rechtsanwalt Reime: Prüfen Sie Anbieter immer sorgfältig. Lassen Sie sich nicht von professionellem Auftreten oder angeblichen Empfehlungen aus Foren täuschen. Und investieren Sie nie Geld, das Sie nicht bereit sind, im schlimmsten Fall zu verlieren. Wer Zweifel hat, sollte vorab juristischen Rat einholen – das kostet im Zweifel weniger als der spätere Schaden.