Interviewer: Frau Bontschev, die Finanzaufsicht BaFin warnt aktuell vor gleich drei Plattformen: dopperfolgpro.org, wealth-partnersamtegernsee.com und basetrade.pro. Was haben diese Fälle gemeinsam?
Bontschev: In allen drei Fällen liegt der Verdacht nahe, dass die Betreiber ohne gesetzlich erforderliche Erlaubnis Finanzdienstleistungen anbieten. Das ist in Deutschland nicht erlaubt. Besonders problematisch ist, dass diese Seiten zum Teil täuschend echt aufgebaut sind – mit scheinbaren Lizenzen, professionellem Webdesign und sogar dem Missbrauch realer Firmennamen, wie bei wealth-partnersamtegernsee.com. Das macht es für Verbraucher schwer, den Betrug frühzeitig zu erkennen.
Interviewer: Warum ist das so gefährlich?
Bontschev: Weil viele denken: „Das sieht professionell aus, das muss seriös sein.“ Doch Design ist kein Sicherheitsmerkmal. Wer bei einem nicht lizenzierten Anbieter investiert, hat keinerlei Schutz, keine Regulierung, keine Aufsicht. Und wenn etwas schiefläuft, ist das Geld meist unwiederbringlich verloren. Die Täter sitzen oft im Ausland, sind schwer greifbar und verschwinden schnell vom Markt.
Interviewer: Im Fall wealth-partnersamtegernsee.com wurde sogar eine echte deutsche Firma im Impressum genannt – ohne deren Wissen. Wie kommt so etwas vor?
Bontschev: Das ist ein klassischer Fall von Identitätsmissbrauch. Kriminelle kopieren Name, Adresse und Handelsregisterdaten einer existierenden Firma und verwenden sie, um Vertrauen vorzutäuschen. Die betroffene Firma hat in der Regel nichts mit der betrügerischen Website zu tun, leidet aber unter dem Reputationsschaden – und Verbraucher werden in falscher Sicherheit gewogen.
Interviewer: Wie können sich Anleger vor solchen Angeboten schützen?
Bontschev: Es gibt ein paar sehr wichtige Grundregeln:
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Zulassung prüfen: Jeder seriöse Anbieter steht in der Unternehmensdatenbank der BaFin. Das sollte man vor einer Investition immer kontrollieren.
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Misstrauen bei Versprechen: Garantierte Gewinne, hohe Renditen, angeblich sichere Kryptoanlagen – das sind Warnsignale.
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Impressum und Kontaktangaben prüfen: Gibt es eine echte Adresse? Eine erreichbare Telefonnummer? Ist das Unternehmen im Handelsregister eingetragen?
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Nicht unter Druck setzen lassen: Betrüger arbeiten oft mit Zeitdruck. Aber bei Geldanlagen gilt: Wer drängt, will oft nicht beraten, sondern abkassieren.
Interviewer: Was raten Sie Menschen, die bereits investiert haben und den Verdacht haben, Opfer geworden zu sein?
Bontschev: Ganz wichtig: Nicht weiterzahlen, auch wenn angebliche Auszahlungsgebühren oder Steuern verlangt werden. Das ist oft Teil des Betrugs. Dann sollte man sofort die Bank informieren, eventuell ist eine Rückbuchung noch möglich. Außerdem: Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten und alle Belege sichern – Mails, Überweisungen, Screenshots. Und man sollte sich rechtlich beraten lassen, um Chancen auf Schadenbegrenzung zu klären.
Interviewer: Haben Geschädigte eine reale Chance, ihr Geld zurückzubekommen?
Bontschev: In vielen Fällen leider nicht – besonders, wenn Zahlungen per Kryptowährung erfolgt sind oder die Täter im Ausland sitzen. Aber es gibt auch Fälle, in denen Gelder über Fake-Konten in der EU gelaufen sind. Je schneller man reagiert, desto höher die Chance, dass etwas unternommen werden kann. Anzeige zu erstatten ist in jedem Fall wichtig – auch, um weitere Verbraucher zu schützen.
Interviewer: Was ist Ihr wichtigster Rat?
Bontschev: Nicht blenden lassen. Kein Anbieter ist automatisch seriös, nur weil die Website modern aussieht. Wer investieren will, sollte vorher recherchieren, prüfen und im Zweifel lieber verzichten. Es ist einfacher, eine Gelegenheit zu verpassen, als das verlorene Geld zurückzubekommen.
Interviewer: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Bontschev.
Bontschev: Gern geschehen.