Seltene Erden im Zollstreit

Seltene Erden im Zollstreit

Veröffentlicht:

Mittwoch, 30.04.2025
von redakteur_u

An dem von Donald Trump ausgerufenen Befreiungstag Anfang April wurden Importe aus zahlreichen Ländern mit neuen Zöllen belegt. Aus Sicht der USA hat das möglicherweise positive Effekte, weil dadurch die Abwanderung der Industrie gebremst und mehr Produzenten in den USA angesiedelt werden könnten, außerdem lassen sich unter dem Druck dieser Maßnahme die Importzölle anderer Staaten wegverhandeln. Aus Sicht der übrigen Welt wird auch diese Suppe nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wurde. Etliche Staaten sind sofort nach der Ankündigung der Zölle in Verhandlungen mit den USA eingetreten. Außerdem zeigte sich, daß Donald Trump viele seiner Ankündigungen bereits nach wenigen Tagen wieder kassiert hat. Auch die berücktigten Zölle wurden teilweise ausgesetzt oder verringert.

Trotzdem hat allein die Ankündigung ein veritables Beben auf den Aktien- und Rohstoffmärkten ausgelöst. Die wichtigsten Entwicklungen: Der Abzug von physischen Edelmetallen aus London nach New York, mit dem Spekulanten den Zöllen auf diese Stoffe zuvorkommen wollten, hat sehr deutlich nachgelassen. Der Preis für Gold und Silber rutschte gehörig ab, erholte sich jedoch wieder. Gold erreichte dabei kurzzeitig einen Rekordpreis von rund 3.500 Dollar, bildete dort eine Spitze aus und bewegt sich seither auf tiefere Preisniveaus zu. Silber hat seinen vorangegangenen Preis noch nicht wieder erreicht, könnte jedoch bei Überschreiten der wichtigen Marke von 35 Dollar stark ansteigen.

Im Bereich der Seltenen Erden und Technologiemetalle ist die Lage weniger überschaubar. Trump hat zwar jene Rohstoffe, die in den USA nicht verfügbar sind, von den Einfuhrzöllen ausgenommen, darunter auch Seltene Erden, Gallium und Germanium. Der Hauptexporteur dieser Rohstoffe ist jedoch China, das zunächst mit erheblichen Gegenzöllen auf US-amerikanische Waren und schließlich mit harten Ausfuhrbeschränkungen reagiert hat. Die Exportrestriktionen betreffen Rohstofflieferungen in die ganze Welt. Beispielsweise wurde bei Terbium und Dysprosium der Handel ausgesetzt, was bis in die Depots privater Anleger durchschlägt. Selbst wenn man diese Rohstoffe besitzt, kann man sie zur Zeit nicht verkaufen.

Deshalb ist bei diesen Stoffen auch kein aktueller Marktpreis verfügbar, In den Übersichtsgraphiken eines bekannten Großhändlers in Frankfurt a. M. werden sie seither mit -100 % Preisveränderung angezeigt, also mit einem Wert von Null. Faktisch trifft das natürlich nicht zu; nach Aufhebung der Sperre wird es auch wieder Marktpreise geben, nur ist noch nicht abzusehen, ob der Preis dann höher oder tiefer sein wird als vor dem Zollstreit. Ein wesentlich höherer Preis wäre völlig plausibel, aber auch ein Preisrückgang ist nicht auszuschließen.

Auch die Europäische Union will in Verhandlungen mit der US-Regierung eintreten, was sehr spannend werden dürfte, weil die EU-Importzölle und -steuern aus Sicht der US-Regierung genau das sind, was sie selbst nun auch eingeführt hat. Wenn die EU die amerikanischen Zölle wegverhandeln, dann wird sie auch über ihre eigenen Zölle sprechen müssen. Fallen diese Weg, gefährdet das viele Unternehmen und ganze Branchen innerhalb der EU.

Die Ausfuhrbeschränkungen Chinas bergen die Gefahr von Versorgungsengpässen. Noch gibt es zwar ausreichende Lagerbestände der wichtigsten Seltenen Erden und Technologiemetalle. Langfristig wird man jedoch mit einer deutlichen Verknappung rechnen müssen, weil China die Restriktionen auch künftig einsetzen kann und weil der nächste größere geopolitische Konflikt – rund um Taiwan – schon am Entstehen ist. Es wird zwar immer wieder über neue Vorkommen dieser kritischen Stoffe außerhalb Chinas berichtet, allerdings erweisen sich diese Lagerstätten zuweilen als kleiner als gedacht. Wir müssen uns auch eingestehen, daß ein Abbau innerhalb der EU weitaus kostspieliger sein würde als in China, weil hier weitreichende Auflagen und Regularien eingehalten werden müssen und die erforderliche Energie wesentlich teurer ist.

Damit ist ein deutlicher Preisanstieg dieser Rohstoffe unausweichlich. Die jetzige Krisensituation kann selbstverständlich zu erheblichen Preisschwankungen führen, die jedoch immer als Kaufgelegenheiten zu verstehen sind. Gerade Terbium hatte in den vergangenen Jahren einen starken Höhenflug. Die letzten verfügbaren Preisniveaus waren geradezu eine Einladung zum Nachkaufen. Auch die Platingruppenmetalle sind aktuell sehr günstig, sie könnten bei einer noch deutlicher verbrennerfreundlichen Politik Donald Trumps sehr schnell aus der Bodenbildung ausbrechen.

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