BaFin-Warnungen im April 2025: Was können Geschädigte jetzt tun? Im Gespräch mit Rechtsanwältin Bontschev

BaFin-Warnungen im April 2025: Was können Geschädigte jetzt tun? Im Gespräch mit Rechtsanwältin Bontschev

Veröffentlicht:

Donnerstag, 24.04.2025
von Red. LF

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat am 24. April 2025 zahlreiche Warnungen veröffentlicht. Betroffen sind Plattformen wie Herlange Kredit, FxMiracles Inc., Elevate Capital LTD, Graphene Brokerage LTD, FdBank/FdCoin, Revolvo, Everix Edge und das sogenannte Projekt „Gas Profit App“. Der Vorwurf: Unerlaubte Finanz- und Bankdienstleistungen, häufig verbunden mit Identitätsmissbrauch und fehlender Aufsicht. Viele Anleger fragen sich nun: Was tun? Wir haben mit Rechtsanwältin Bontschev gesprochen, Expertin für Finanzmarkt- und Verbraucherschutzrecht.

Interviewer: Frau Bontschev, die BaFin hat in sehr kurzer Zeit vor gleich mehreren Plattformen gewarnt. Was sagt Ihnen das als Juristin?

Bontschev: Dass der Markt nach wie vor von einer Welle unseriöser Anbieter überrollt wird. Wenn acht Plattformen an einem Tag auffallen – darunter auch Wiederholungstäter oder identitätsmissbrauchende Anbieter –, dann zeigt das, wie professionell und international organisiert viele dieser Strukturen arbeiten. Für Verbraucher ist das brandgefährlich, denn hinter diesen Plattformen stehen häufig keine echten Unternehmen, sondern Betrugskonstrukte.

Interviewer: Welche Risiken bestehen für die Anlegerinnen und Anleger, die auf diese Angebote hereingefallen sind?

Bontschev: Das Hauptproblem ist natürlich der Kapitalverlust. Die Betroffenen überweisen Geld oder investieren in angebliche Finanzprodukte, erhalten aber weder eine Gegenleistung noch eine Rückzahlung. Hinzu kommt der Identitätsmissbrauch: Echte Firmenadressen oder Namen werden gefälscht oder zweckentfremdet, was die Erkennbarkeit für Laien enorm erschwert.

Interviewer: Was sollten Geschädigte jetzt konkret tun?

Bontschev: Erstens: Ruhe bewahren. Dann sofort alle Unterlagen sichern – Kontoauszüge, Screenshots der Website, Chatverläufe, E-Mails. Zweitens: Anzeige bei der Polizei erstatten. Drittens: Die eigene Bank oder den Zahlungsdienstleister informieren, um ggf. Rückbuchungen einzuleiten. Viertens: Keinesfalls weitere Zahlungen leisten – auch wenn angebliche Kundenberater Druck machen. Und fünftens: Rechtlichen Beistand einholen, um gezielt gegen den Betrug vorzugehen.

Interviewer: Wie hoch stehen die Chancen, verlorenes Geld zurückzuerhalten?

Bontschev: Das hängt stark davon ab, wie das Geld transferiert wurde. Bei Zahlungen über Kreditkarte oder Banküberweisung bestehen oft Chancen, über sogenannte Chargeback-Verfahren oder Rückrufe an das Geld zu kommen – vorausgesetzt, man handelt schnell. Bei Kryptowährungen ist es komplizierter, aber nicht hoffnungslos. In manchen Fällen lassen sich Transaktionen technisch nachvollziehen, zum Beispiel durch spezialisierte Ermittler.

Interviewer: Was sagen Sie Menschen, die sich schämen, Opfer eines solchen Anbieters geworden zu sein?

Bontschev: Diese Scham ist menschlich, aber völlig unbegründet. Diese Plattformen sind auf Täuschung spezialisiert. Sie geben sich professionell, nutzen gefälschte Lizenzen, Fake-Bewertungen und fingierte Ansprechpartner. Selbst gut informierte Menschen können darauf hereinfallen. Wichtig ist, aktiv zu werden und sich Hilfe zu holen – und nicht zu hoffen, dass das Problem von allein verschwindet.

Interviewer: Was raten Sie, um sich künftig vor solchen Anbietern zu schützen?

Bontschev: Prüfen Sie vor einer Geldanlage immer: Gibt es eine Registrierung bei der BaFin? Gibt es ein vollständiges Impressum mit klarer Adresse und Rechtsform? Werden unrealistische Renditen versprochen? Und: Was sagen unabhängige Quellen oder Verbraucherzentralen über die Plattform? Sobald sich etwas unseriös anfühlt – lieber Abstand nehmen. Im Zweifel kann eine kurze anwaltliche Einschätzung viel Geld und Ärger ersparen.

Interviewer: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Bontschev.

Bontschev: Ich danke Ihnen. Und allen Betroffenen möchte ich sagen: Sie sind nicht allein – und es ist nie zu spät, aktiv zu werden.

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