Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Wie sich Anleger vor Identitätsmissbrauch und unseriösen Finanzplattformen schützen können

Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Wie sich Anleger vor Identitätsmissbrauch und unseriösen Finanzplattformen schützen können

Veröffentlicht:

Dienstag, 01.04.2025
von Red. LF

Interviewer: Frau Bontschev, die BaFin hat erneut vor betrügerischen Webseiten gewarnt – konkret vor lucid-capitalmanagement.com und revolvo.online. Beide sollen ohne Lizenz Finanz- bzw. Kryptodienstleistungen anbieten. Was sagen Sie zu diesen Fällen?

Rechtsanwältin Bontschev: Diese Warnungen sind absolut ernst zu nehmen. Im Fall von lucid-capitalmanagement.com wird sogar der Name eines echten, lizenzierten Unternehmens missbraucht. Es handelt sich also um klaren Identitätsdiebstahl, bei dem sich die Betrüger das Vertrauen in etablierte Firmen zunutze machen. Dass Revolvo nach der ersten Warnung mit neuer Domain (revolvo.online) wieder auftaucht, zeigt: Solche Strukturen agieren hochprofessionell und flexibel.

Interviewer: Wie können Anleger erkennen, ob ein Anbieter vertrauenswürdig ist – oder ob es sich um ein betrügerisches Angebot handelt?

Bontschev: Zunächst sollte man immer in der Unternehmensdatenbank der BaFin nachsehen. Ist der Anbieter dort nicht gelistet oder weicht die Domain von der offiziellen Seite ab, ist höchste Vorsicht geboten. Auch fehlende oder unvollständige Impressumsangaben, dubiose Telefonnummern oder unrealistisch hohe Renditeversprechen sind klassische Warnzeichen. Seriöse Anbieter drängen nie zu schnellen Entscheidungen oder fordern ungewöhnliche Zahlungswege.

Interviewer: Besonders perfide wirken Angebote, bei denen angeblich Jobs im Bereich „Support für Handelssysteme“ angeboten werden – dabei sollen Bewerber letztlich Geld oder Kryptowährungen weiterleiten.

Bontschev: Richtig – hier werden Menschen als sogenannte Finanzagenten missbraucht, oft ohne ihr Wissen. Wer so etwas annimmt, kann sich ungewollt der Geldwäsche schuldig machen. Ich rate dringend, niemals persönliche Daten oder Ausweiskopien hochzuladen, ohne den Anbieter genau geprüft zu haben. Wenn jemand als Jobanforderung verlangt, Geld für Dritte weiterzuleiten oder Bitcoin zu kaufen, sollte man sofort die Finger davon lassen.

Interviewer: Was empfehlen Sie Anlegerinnen und Anlegern konkret, um sich zu schützen?

Bontschev: Ganz klar: Vorsicht, Recherche und gesunder Menschenverstand. Niemand sollte einem unbekannten Anbieter Geld anvertrauen, nur weil eine Website professionell aussieht. Im Zweifel: bei der BaFin nachfragen, bei Verbraucherzentralen beraten lassen oder einen Anwalt einschalten. Und ganz wichtig: Misstrauen Sie dem „schnellen Gewinn“. Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das in der Regel auch.

Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, für Ihre Einschätzung und Ihre Tipps.

Bontschev: Sehr gerne. Bleiben Sie wachsam – der beste Schutz ist informierte Vorsicht.

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