Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Festgeld724 – BaFin warnt vor Identitätsmissbrauch und unseriösen Festgeldangeboten

Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Festgeld724 – BaFin warnt vor Identitätsmissbrauch und unseriösen Festgeldangeboten

Veröffentlicht:

Freitag, 21.03.2025
von Red. LF

Frage: Frau Bontschev, die BaFin warnt vor der Website „festgeld724.de“. Was genau bedeutet das für Verbraucher?

Rechtsanwältin Bontschev: Die Warnung der BaFin weist darauf hin, dass die Betreiber der Website festgeld724.de ohne die erforderliche Erlaubnis Finanz- und Wertpapierdienstleistungen in Deutschland anbieten. Besonders kritisch ist, dass sich die Betreiber dabei fälschlicherweise auf die Alpen Privatbank AG berufen – eine tatsächlich existierende und regulierte Bank. Doch diese Bank hat mit dem Angebot nichts zu tun. Das ist ein klassischer Fall von Identitätsmissbrauch, bei dem eine bekannte Bank „vorgeschoben“ wird, um Vertrauen zu erwecken. Solche Betrugsmaschen sind besonders perfide, weil sie Seriosität vortäuschen und gezielt sicherheitsorientierte Anleger ansprechen.

Frage: Wieso sind gerade Festgeldangebote so beliebt bei Betrügern?

Rechtsanwältin Bontschev: Festgeld steht in Deutschland für Sicherheit und Planbarkeit. Es spricht vor allem konservative Anleger an, die auf garantierte Rückzahlung setzen und keine Risiken eingehen wollen. Genau dieses Vertrauen wird von Betrügern ausgenutzt. Sie locken mit überdurchschnittlichen Zinssätzen, oft über dem Marktniveau, und geben vor, mit renommierten Banken zusammenzuarbeiten. Für viele Anleger sieht das zunächst wie ein legitimes Angebot aus – bis das investierte Geld verschwunden ist.

Frage: Welche Warnsignale sollten Verbraucher bei solchen Angeboten unbedingt beachten?

Rechtsanwältin Bontschev: Es gibt eine Reihe typischer Merkmale, die auf Betrug hindeuten. Dazu gehört vor allem ein deutlich überhöhter Zinssatz – derzeit gibt es kaum seriöse Anbieter, die weit über drei Prozent für Festgeld bieten. Auch das Impressum sollte genau geprüft werden: Ist es nachvollziehbar? Gibt es eine echte Adresse? Stimmt der Name der Bank mit dem tatsächlichen Anbieter überein? Wenn eine Bank genannt wird, sollte man sich nicht auf die Angaben auf der Website verlassen, sondern direkt auf der offiziellen Seite der Bank oder in der Unternehmensdatenbank der BaFin nachsehen. Und ganz wichtig: Zahlungen auf ausländische oder private Konten sind immer ein großes Warnsignal.

Frage: Was raten Sie Anlegern, die bereits Geld an festgeld724.de überwiesen haben?

Rechtsanwältin Bontschev: Betroffene sollten sofort handeln. Zunächst sollte die eigene Bank oder der Zahlungsdienstleister kontaktiert werden, um zu prüfen, ob eine Rückbuchung noch möglich ist. Parallel dazu sollte Strafanzeige bei der Polizei erstattet werden – idealerweise mit allen verfügbaren Unterlagen wie Verträgen, Zahlungsnachweisen und der Kommunikation mit den vermeintlichen Anbietern. Auch eine Meldung an die BaFin und die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA ist sinnvoll, um andere Verbraucher zu schützen und den Behörden weitere Hinweise zu liefern. Zudem empfehle ich, rechtliche Unterstützung einzuholen, um individuelle Ansprüche zu prüfen und durchzusetzen.

Frage: Welche Schritte können Verbraucher grundsätzlich unternehmen, um sich vor solchen Betrugsversuchen zu schützen?

Rechtsanwältin Bontschev: Am wichtigsten ist es, Angebote nicht auf den ersten Blick zu glauben – auch wenn sie professionell wirken. Jede Geldanlage sollte gut geprüft werden. Die BaFin-Datenbank ist eine hervorragende erste Anlaufstelle, um zu überprüfen, ob ein Anbieter tatsächlich zugelassen ist. Wenn eine bekannte Bank genannt wird, lohnt sich ein Anruf bei dieser Bank, um zu klären, ob es tatsächlich eine Kooperation gibt. Zudem sollten Verbraucher niemals unter Zeitdruck handeln und keine Einzahlungen leisten, ohne sicher zu sein, dass der Anbieter seriös ist. Und wenn Zweifel bleiben: Lieber auf das Angebot verzichten oder sich vorher juristisch oder von einer Verbraucherzentrale beraten lassen.

Frage: Ihr Fazit zur BaFin-Warnung vor Festgeld724?

Rechtsanwältin Bontschev: Der Fall Festgeld724 zeigt einmal mehr, wie gezielt Betrüger auf gutgläubige und sicherheitsorientierte Anleger abzielen. Die Masche ist nicht neu, aber zunehmend professionell. Verbraucher müssen wachsam sein, dürfen sich nicht blenden lassen und sollten Angebote immer sorgfältig prüfen. Wer betroffen ist, sollte sich nicht schämen, sondern sofort handeln – je früher, desto besser stehen die Chancen, noch etwas zu retten. Und eines ist sicher: Wer auf Nummer sicher gehen will, kommt um gründliche Recherche und gesunden Menschenverstand nicht herum.

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