Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Wie Verbraucher sich vor unerlaubten Finanzangeboten und Identitätsmissbrauch schützen können

Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Wie Verbraucher sich vor unerlaubten Finanzangeboten und Identitätsmissbrauch schützen können

Veröffentlicht:

Mittwoch, 05.03.2025
von Red. LF

Frage: Frau Bontschev, die BaFin hat aktuell vor mehreren Plattformen wie Revolvo, Immediate Dash, Edelraum und Casotrades gewarnt. Was sind die Hauptprobleme solcher Anbieter?

Rechtsanwältin Bontschev: Diese Plattformen operieren ohne die erforderliche Erlaubnis der BaFin und bieten Finanz- und Wertpapierdienstleistungen sowie den Handel mit Kryptowährungen an. Oftmals versuchen sie, mit unrealistischen Renditeversprechen oder angeblich innovativen Anlagemodellen Anleger zu täuschen. Besonders perfide ist der Identitätsmissbrauch, wie im Fall von Revolvo, wo seriöse Finanzinstitute als Fassade genutzt werden, um Verbrauchern Vertrauen zu suggerieren.

Frage: Welche Risiken entstehen für Anleger, wenn sie auf solche Plattformen hereinfallen?

Rechtsanwältin Bontschev: Wer auf solche unseriösen Anbieter hereinfällt, riskiert den Totalverlust seiner Investition. Zudem können persönliche Daten missbraucht werden, was später zu weiteren Betrugsversuchen oder Identitätsdiebstahl führen kann. Anleger haben kaum rechtliche Handhabe, da die Betreiber oft im Ausland sitzen und schwer zu verfolgen sind.

Frage: Woran können Verbraucher unseriöse Finanzplattformen erkennen?

Rechtsanwältin Bontschev: Es gibt einige klare Warnsignale:

  1. Keine oder gefälschte BaFin-Lizenz: Eine Prüfung in der BaFin-Unternehmensdatenbank gibt Klarheit.
  2. Unrealistisch hohe Renditen: Seriöse Anbieter werben nicht mit garantierten Gewinnen.
  3. Drängende Kontaktaufnahme: Betrüger setzen Anleger unter Druck, schnell zu investieren.
  4. Fehlende Unternehmensinformationen: Keine registrierte Adresse oder unklare Geschäftsführung.
  5. Einschränkungen bei Auszahlungen: Plötzlich auftretende Gebühren oder verzögerte Auszahlungen sind ein Warnsignal.

Frage: Wie sollten sich Betroffene verhalten, wenn sie bereits investiert haben?

Rechtsanwältin Bontschev: Betroffene sollten umgehend alle Zahlungen stoppen und sich nicht auf weitere Zahlungen oder Rückerstattungsversprechen einlassen. Eine Strafanzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft ist ratsam, ebenso wie eine Meldung bei der BaFin. In manchen Fällen kann eine Rückholung von Geldern über Banken oder Zahlungsdienstleister versucht werden, insbesondere wenn mit Kreditkarte oder SEPA-Lastschrift gezahlt wurde.

Frage: Welche Maßnahmen können Anleger treffen, um sich in Zukunft zu schützen?

Rechtsanwältin Bontschev: Anleger sollten stets vor einer Investition die Seriosität eines Anbieters prüfen. Dazu gehört:

  • BaFin-Unternehmensdatenbank konsultieren
  • Unabhängige Bewertungen und Erfahrungsberichte recherchieren
  • Keine persönlichen Daten leichtfertig preisgeben
  • Beratung durch einen Fachanwalt oder Finanzexperten einholen

Frage: Gibt es weitere Ressourcen, die Verbraucher nutzen können?

Rechtsanwältin Bontschev: Ja, die BaFin bietet auf ihrer Website eine Rubrik „Finanzbetrug erkennen“, wo aktuelle Warnungen und wichtige Informationen zur Vermeidung von Betrug bereitgestellt werden. Zudem gibt es den BaFin-Verbraucherschutzpodcast „Vorsicht, Betrug“, in dem Verbraucher erfahren, wie sie sich effektiv schützen können.

Frage: Abschließend: Was ist Ihr wichtigster Rat an Verbraucher?

Rechtsanwältin Bontschev: Seien Sie skeptisch! Lassen Sie sich nicht von vermeintlich lukrativen Angeboten blenden, prüfen Sie Anbieter genau und investieren Sie nur bei lizensierten und vertrauenswürdigen Finanzdienstleistern. Sobald Ihnen etwas ungewöhnlich oder unseriös erscheint, lassen Sie lieber die Finger davon!