Interviewer: Herr Reime, die BaFin warnt vor der Plattform topcoinmarkt.de, die ohne Erlaubnis Finanz- und Kryptowerte-Dienstleistungen anbietet. Was steckt hinter solchen Plattformen?
Rechtsanwalt Reime: Solche Plattformen sind häufig Teil professionell organisierter Betrugsnetzwerke. Sie präsentieren sich mit ansprechend gestalteten Websites und versprechen hohe Renditen, insbesondere im Bereich Kryptowährungen. Doch in den meisten Fällen handelt es sich um Anbieter, die weder reguliert noch lizenziert sind. Ihr Ziel ist es, Anleger zu täuschen und deren Investitionen einzusammeln, ohne jemals eine Gegenleistung zu erbringen.
Interviewer: Der Betreiber von TopCoinMarkt behauptet, in London ansässig zu sein und bei Aufsichtsbehörden wie der CySEC und der FCA registriert zu sein. Wie können Verbraucher solche Behauptungen überprüfen?
Rechtsanwalt Reime: Verbraucher sollten immer misstrauisch werden, wenn solche Angaben gemacht werden. Die CySEC und die FCA verfügen über öffentlich zugängliche Datenbanken, in denen überprüft werden kann, ob ein Unternehmen tatsächlich registriert ist. In Deutschland ist die BaFin-Unternehmensdatenbank die erste Anlaufstelle. Wenn ein Anbieter dort nicht gelistet ist, sollte man von Investitionen Abstand nehmen. Auch das Impressum der Website sollte geprüft werden – seriöse Anbieter sind transparent und leicht erreichbar.
Interviewer: Viele dieser betrügerischen Websites verwenden ähnliche Slogans wie „Betreten Sie mit [Name der Website] selbstbewusst die Handelsarena“. Gibt es weitere typische Anzeichen für Betrug?
Rechtsanwalt Reime: Ja, es gibt zahlreiche Warnzeichen. Dazu zählen unrealistisch hohe Gewinnversprechen, aggressive Werbung oder der Versuch, Anleger zu schnellen Entscheidungen zu drängen. Wenn die Plattform keine klaren Kontaktinformationen oder ein vollständiges Impressum angibt, ist das ebenfalls ein Alarmzeichen. Auch wenn Zahlungen ausschließlich in Kryptowährungen verlangt werden oder der Anbieter auf Anonymität besteht, sollten Anleger skeptisch sein.
Interviewer: Was sollten Betroffene tun, wenn sie bereits investiert haben und den Verdacht haben, Opfer eines Betrugs geworden zu sein?
Rechtsanwalt Reime: Der erste Schritt ist, alle weiteren Zahlungen sofort zu stoppen. Danach sollten Betroffene alle verfügbaren Beweise sichern, wie E-Mails, Transaktionsbelege und Screenshots der Website. Im Anschluss sollten sie Anzeige bei der Polizei oder dem Bundeskriminalamt (BKA) erstatten. Auch die BaFin sollte über den Vorfall informiert werden. Für rechtliche Schritte zur Rückforderung der investierten Gelder empfiehlt es sich, einen spezialisierten Anwalt hinzuzuziehen.
Interviewer: Besteht überhaupt die Chance, bereits verlorene Gelder zurückzubekommen?
Rechtsanwalt Reime: Das ist leider oft sehr schwierig. Betrüger operieren meist international und nutzen komplexe Strukturen, um ihre Identität zu verschleiern. In einigen Fällen kann es jedoch gelingen, über internationale Kooperationen und spezialisierte Ermittlungsdienste Gelder zurückzuholen. Wichtig ist, schnell zu handeln und alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen.
Interviewer: Haben Sie abschließend einen Tipp, wie sich Anleger vor solchen Betrugsmaschen schützen können?
Rechtsanwalt Reime: Der wichtigste Ratschlag lautet: Gründliche Recherche vor jeder Investition. Anleger sollten sich nie von hohen Renditeversprechen blenden lassen und immer die Zulassungen und Lizenzen des Anbieters prüfen. Vorsicht ist geboten, wenn der Anbieter aggressiv wirbt oder zu schnellen Entscheidungen drängt. Im Zweifel sollte man sich an Finanzexperten oder einen spezialisierten Anwalt wenden, bevor man investiert.
Interviewer: Vielen Dank für Ihre wertvollen Hinweise, Herr Reime.