Interview mit Rechtsanwalt Reime: So schützen sich Verbraucher vor betrügerischen Finanzplattformen

Interview mit Rechtsanwalt Reime: So schützen sich Verbraucher vor betrügerischen Finanzplattformen

Veröffentlicht:

Mittwoch, 29.01.2025
von Red. LF

Interviewer: Herr Reime, die BaFin hat erneut vor mehreren Websites gewarnt, die ohne Erlaubnis Finanzdienstleistungen anbieten. Welche Risiken bestehen für Anleger?

Rechtsanwalt Reime: Das größte Risiko besteht darin, dass Anleger ihr Geld an nicht regulierte Anbieter überweisen und nie wiedersehen. Solche Plattformen versprechen häufig hohe Renditen, schnelle Gewinne und angebliche Sicherheit – doch in Wahrheit stecken dahinter oft Betrüger, die keinerlei Investitionen tätigen. Sobald Anleger eine Einzahlung getätigt haben, wird es fast unmöglich, das Geld zurückzubekommen.

Interviewer: In aktuellen Fällen wie kersten-anlageberatung.de und saarland-honorarfinanz.de kam es zu Identitätsmissbrauch. Wie funktioniert diese Betrugsmasche?

Rechtsanwalt Reime: Hierbei nutzen Kriminelle den Namen und das Erscheinungsbild seriöser Unternehmen, um Vertrauen zu gewinnen. Sie kopieren Firmenlogos, Website-Designs und Impressumsangaben, um den Eindruck zu erwecken, eine legitime Finanzgesellschaft zu sein. Oft geben sie sich als bekannte Anlageberater oder Vermögensverwalter aus. Anleger glauben, mit einem regulierten Anbieter zu handeln, doch ihr Geld fließt direkt an die Betrüger.

Interviewer: Welche Warnsignale sollten Verbraucher ernst nehmen, um nicht auf solche Plattformen hereinzufallen?

Rechtsanwalt Reime: Es gibt mehrere deutliche Hinweise auf unseriöse Anbieter:

  1. Fehlende BaFin-Lizenz – Anleger sollten immer überprüfen, ob der Anbieter in der BaFin-Unternehmensdatenbank registriert ist.
  2. Unrealistisch hohe Gewinne – Wenn eine Plattform mit garantierten Renditen oder extrem hohen Zinsen wirbt, ist Skepsis angebracht.
  3. Druck zur schnellen Entscheidung – Seriöse Finanzunternehmen drängen Anleger nicht zu sofortigen Einzahlungen.
  4. Unklare Unternehmensangaben – Ein fehlendes oder unvollständiges Impressum ist ein klares Alarmsignal.
  5. Verdächtige Zahlungsmethoden – Viele unseriöse Anbieter fordern Zahlungen per Kryptowährung oder auf anonyme Konten, um Rückverfolgung zu verhindern.

Interviewer: Was sollten Betroffene tun, wenn sie bereits investiert haben und den Verdacht auf Betrug haben?

Rechtsanwalt Reime: Schnelles Handeln ist entscheidend:

  • Keine weiteren Zahlungen leisten – Betrüger versuchen oft, Opfer zu weiteren Einzahlungen zu überreden.
  • Bank oder Zahlungsdienstleister kontaktieren – In manchen Fällen lassen sich Transaktionen rückgängig machen.
  • Strafanzeige bei der Polizei erstatten – Jeder Betrugsfall sollte zur Anzeige gebracht werden.
  • Die BaFin informieren – Verdächtige Anbieter sollten der Finanzaufsicht gemeldet werden.
  • Einen spezialisierten Anwalt einschalten – Ein Anwalt kann prüfen, ob und welche rechtlichen Schritte möglich sind.

Interviewer: Gibt es weitere Maßnahmen, um sich vor solchen Plattformen zu schützen?

Rechtsanwalt Reime: Ja, Verbraucher sollten sich intensiv informieren. Die BaFin veröffentlicht regelmäßig Warnungen zu unseriösen Finanzplattformen. Zudem empfehle ich, niemals auf Online-Werbung oder Telefonanrufe hereinzufallen, die schnelle Gewinne versprechen. Verbraucherzentralen und Fachanwälte helfen bei der Überprüfung verdächtiger Angebote. Und ganz wichtig: Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch nicht.

Interviewer: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Reime.

Rechtsanwalt Reime: Sehr gerne. Bleiben Sie wachsam und prüfen Sie Finanzangebote immer genau.