Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: So schützen Sie sich vor unseriösen Online-Plattformen

Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: So schützen Sie sich vor unseriösen Online-Plattformen

Veröffentlicht:

Freitag, 10.01.2025
von Red. LF

Interviewer: Frau Bontschev, die BaFin hat erneut vor einer Reihe von Handelsplattformen gewarnt, darunter hedgewisemarket.com, exosmartpro.com und involmo.com. Was macht diese Warnungen so alarmierend?

RA Bontschev: Vielen Dank für die Frage. Die BaFin warnt vor Plattformen, die Finanz- und Wertpapierdienstleistungen ohne die erforderliche Erlaubnis anbieten. Besonders besorgniserregend ist, dass diese Plattformen mit identischen oder sehr ähnlichen Designs und Texten arbeiten und den Eindruck erwecken, regulierte und vertrauenswürdige Anbieter zu sein. Begriffe wie „preisgekrönte Produkte und Handelsplattformen“ dienen lediglich dazu, Verbraucher in eine falsche Sicherheit zu wiegen.

Interviewer: Welche Risiken bestehen für Verbraucher, die auf solchen Plattformen investieren?

RA Bontschev: Die Risiken sind enorm. Da diese Plattformen illegal operieren, gibt es keinerlei Sicherheitsnetz für die investierten Gelder. Anleger riskieren einen Totalverlust, da diese Anbieter oft nicht einmal physisch existieren oder unter falschen Identitäten agieren. Die fehlende Regulierung bedeutet auch, dass es keine rechtliche Handhabe gibt, um das Geld zurückzufordern.

Interviewer: Wie können Verbraucher solche unseriösen Plattformen erkennen?

RA Bontschev: Verbraucher sollten skeptisch sein, wenn Plattformen mit unrealistisch hohen Renditen oder angeblich „preisgekrönten Produkten“ werben. Ein weiteres Warnsignal ist, wenn Anbieter keine transparente Firmenstruktur oder Kontaktmöglichkeiten bieten. Am wichtigsten ist es, die Unternehmensdatenbank der BaFin zu nutzen, um zu prüfen, ob der Anbieter über eine Erlaubnis verfügt.

Interviewer: Was können Betroffene tun, die bereits investiert haben?

RA Bontschev: Sollten Sie bereits investiert haben, ist es entscheidend, sofort zu handeln. Sichern Sie alle relevanten Beweise wie E-Mails, Kontoauszüge und Screenshots der Plattform. Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei und informieren Sie die BaFin. Eine rechtliche Beratung kann helfen, weitere Schritte einzuleiten. Allerdings muss man realistisch sein: Die Chancen, das Geld zurückzubekommen, sind oft gering, insbesondere wenn die Plattformen ihren Sitz im Ausland haben.

Interviewer: Gibt es vorbeugende Maßnahmen, die Anleger ergreifen können?

RA Bontschev: Ja, unbedingt. Informieren Sie sich vor jeder Investition gründlich über den Anbieter. Vertrauen Sie nicht auf schön klingende Versprechen oder druckvolle Verkaufsstrategien. Nutzen Sie unabhängige Finanzberatungen und prüfen Sie stets, ob der Anbieter reguliert ist. Wenn Ihnen etwas unseriös erscheint, sollten Sie Abstand nehmen.

Interviewer: Abschließend, was raten Sie Anlegern, um sich langfristig zu schützen?

RA Bontschev: Seien Sie wachsam und lassen Sie sich nicht von unrealistischen Renditeversprechen blenden. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl und prüfen Sie jeden Anbieter genau. Nutzen Sie die Ressourcen der BaFin und holen Sie sich im Zweifel professionelle Beratung. Vielen Dank für das Gespräch.

Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev.