Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Was die BaFin-Warnung zu cortexfin.com für Verbraucher bedeutet

Interview mit Rechtsanwältin Bontschev: Was die BaFin-Warnung zu cortexfin.com für Verbraucher bedeutet

Veröffentlicht:

Donnerstag, 02.01.2025
von Red. LF

Interviewer: Frau Bontschev, die BaFin hat eine Warnung vor der Website cortexfin.com herausgegeben. Was sollten Verbraucher darüber wissen?

Rechtsanwältin Bontschev: Die Warnung ist sehr ernst zu nehmen. Laut BaFin bietet cortexfin.com unerlaubt Zahlungsdienste in Deutschland an. Besonders problematisch ist das beworbene „Jobangebot“ als Finanzagent. Dabei sollen Personen Konten eröffnen, über die Gelder von unbekannter Herkunft weitergeleitet werden. Das klingt für manche harmlos, ist aber hochriskant und potenziell strafbar.

Interviewer: Warum ist die Tätigkeit als Finanzagent so gefährlich?

Rechtsanwältin Bontschev: Es gibt mehrere Gefahren: Erstens betreiben diese Finanzagenten in der Regel ohne Erlaubnis Zahlungsdienste, was nach dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) illegal ist. Zweitens stammen die Gelder häufig aus kriminellen Handlungen wie Betrug oder Cyberkriminalität. Drittens machen sich die sogenannten Finanzagenten durch ihre Mithilfe bei der Geldwäsche selbst strafbar. Und nicht zuletzt können die betroffenen Kontoinhaber zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen werden, da die ursprünglichen Opfer der kriminellen Handlungen das Geld zurückfordern können.

Interviewer: Was raten Sie Menschen, die bereits auf dieses Angebot hereingefallen sind?

Rechtsanwältin Bontschev: Es ist wichtig, sofort aktiv zu werden:

  1. Polizei oder Staatsanwaltschaft einschalten: Melden Sie den Vorfall umgehend den Strafverfolgungsbehörden.
  2. Konten sperren: Informieren Sie Ihre Bank und lassen Sie die Konten blockieren, um weitere Transaktionen zu verhindern.
  3. Beweise sichern: Speichern Sie alle E-Mails, Verträge, Zahlungsbelege und Kommunikationsverläufe.
  4. Rechtsanwalt kontaktieren: Ein Anwalt kann helfen, strafrechtliche Konsequenzen zu minimieren und zivilrechtliche Ansprüche der Opfer abzuwehren.

Interviewer: Welche rechtlichen Folgen drohen den Betroffenen?

Rechtsanwältin Bontschev: Personen, die als Finanzagent tätig sind, können strafrechtlich verfolgt werden, insbesondere wegen unerlaubter Zahlungsdienste und Geldwäsche. Zivilrechtlich könnten sie zudem dazu verpflichtet werden, die erhaltenen Gelder an die ursprünglichen Opfer zurückzuzahlen. Das kann finanzielle Ruinen nach sich ziehen.

Interviewer: Wie können Verbraucher solche betrügerischen Angebote frühzeitig erkennen?

Rechtsanwältin Bontschev: Es gibt klare Warnzeichen:

  • Unrealistische Versprechen: Wenn einfache Tätigkeiten mit hohen Vergütungen locken, sollte man skeptisch werden.
  • Anonymität: Seriöse Anbieter geben stets eine vollständige Adresse, Kontaktinformationen und rechtliche Hinweise an.
  • Kontoeröffnungen im eigenen Namen: Kein seriöser Arbeitgeber verlangt dies.
  • Unklare Geschäftsmodelle: Wenn nicht klar ist, wofür die Konten genutzt werden, ist Vorsicht geboten.

Interviewer: Welche Rolle spielt die BaFin in solchen Fällen?

Rechtsanwältin Bontschev: Die BaFin hat eine wichtige Warnfunktion und kann Unternehmen, die ohne Lizenz agieren, stoppen. Sie arbeitet oft mit Strafverfolgungsbehörden zusammen, um Ermittlungen einzuleiten. Allerdings liegt es auch an den Verbrauchern, solche Angebote zu melden und die eigenen Daten zu schützen.

Interviewer: Haben Sie abschließend einen Rat für Verbraucher?

Rechtsanwältin Bontschev: Seien Sie skeptisch bei Angeboten, die zu gut klingen, um wahr zu sein. Prüfen Sie, ob ein Unternehmen von der BaFin zugelassen ist, und lassen Sie sich nicht auf zwielichtige Tätigkeiten ein. Im Zweifel ist es immer besser, sich frühzeitig rechtlichen Rat einzuholen.

Interviewer: Vielen Dank für Ihre hilfreichen Erläuterungen.

Rechtsanwältin Bontschev: Sehr gern. Bleiben Sie wachsam, um sich vor solchen Machenschaften zu schützen.