Silberdefizit – der aktuelle Stand

Silberdefizit – der aktuelle Stand

Veröffentlicht:

Donnerstag, 21.11.2024
von redakteur_u

Wenn sich Silber deutlich vom Widerstandsniveau bei etwa 30 bis 32 US$ absetzen kann, ist der Weg in deutlich höhere Bereiche frei. Damit konnte man auch in den vergangenen Monaten rechnen, allerdings neigt das Metall dazu, den Investoren auch einmal einen Strich durch die Rechnung zu machen. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump ging Silber zusammen mit den anderen Edelmetallen in den Sinkflug über, dann stabilisierte sich sein Preis auf hohem Niveau.

Silber ist auf Sicht der kommenden Jahre eine nahezu sichere Wette, allerdings ist es für seine hohe Schwankungsanfälligkeit berüchtigt. Es ist viel volatiler als Gold: Auch wenn es dessen Preisbewegungen mehr oder weniger deutlich (und stärker) nachvollzieht, bleibt stets die Möglichkeit sehr deutlicher Ausschläge in die eine oder andere Richtung. „Während sich der Goldpreis in der Nähe seines Allzeithochs bewegt, würde der Silberpreis um etwa 72 % ansteigen, um seinen Preisrekord zu erreichen.“ sagt Heinz Muser, CEO der EM Global Service AG aus dem Fürstentum Liechtenstein. Während Gold in jüngster Zeit vor allem von Zentralbanken gekauft wurde, ist für den Silberpreis die Industrienachfrage entscheidend. Dabei ist die tatsächlich verfügbare Menge physischen Silbers sehr klein. Der Großteil des Marktes handelt mit Besitzansprüchen, von denen nur ein winziger Teil physisch gedeckt ist.

Vier starke Zukunftstrends treiben die steigende Nachfrage an: Elektromobilität, Solartechnik, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz mit immer mehr Rechenzentren und schließlich der Rüstungsbereich mit zahlreichen Bedarfsfeldern von batteriebetriebenen Waffensystemen über elektronische Systeme bis hin zu Spezialanwendungen (z. B. Beschichtungen). Silber ist für viele Industrieanwendungen unersetzlich, im einzelnen Produkt wird jedoch immer nur eine relativ kleine Menge davon verarbeitet. Sein Anteil an den Gesamtkosten einer Solarzelle oder eines Autos ist daher sehr gering. Deshalb ist die Nachfrage nicht preissensibel: Gekauft wird, was benötigt wird. Das Angebot ist allerdings auch nicht preissensibel, weil Silber in der Regel zusammen mit anderen Bodenschätzen abgebaut wird. Steigende Preise führen daher nicht automatisch zu einem größeren Angebot. Beides sind wichtige Voraussetzungen für scharfe Preisanstiege, wie sie in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen sind.

Zusätzlich macht sich ein starker Nachfrageanstieg von mehreren Seiten bemerkbar: Rußland hat mit seiner Entscheidung, Silber sowie Platingruppenmetalle in seinem Staatsfonds zu akkumulieren, andere Länder auf die Idee gebracht, es ihm gleichzutun. China beispielsweise saugt derzeit etwa 9.000 Tonnen pro Jahr von den Märkten ab, und zwar physisches Metall. 2.000 Tonnen davon gehen jedes Jahr allein in den galvanischen Industriepark in Zhejiang Yueqing City. Industrieunternehmen, die ihre Versorgung mit Silber sicherstellen wollen, kaufen das Metall auf Vorrat, weil sie sonst später erheblich höhere Preise bezahlen müssen.

Für 2024 wird ein Silberdefizit von 215,3 Mio. Unzen prognostiziert, das globale Angebot sinkt um ein Prozent. Die Industrie sorgt für mehr als 70 % der Nachfrage. Da nicht alle Verbraucher mit dem Metall versorgt werden können, sind Engpässe nur eine Frage der Zeit. Deshalb ist Silber eines der wichtigsten Investments unserer Zeit: Sobald mehr Investoren und vor allem institutionelle Anleger die kommende Silberknappheit als Thema erkennen, werden sie den entscheidenden Nachfrageschub auslösen, der den Silberpreis deutlich nach oben schieben wird. Die Folge wird ein sogenannter Short Squeeze sein, weil es auf dem Papiermarkt der COMEX zahlreiche Spekulanten gibt, die auf fallende Preise setzen und von dem Preisanstieg gezwungen werden, sich einzudecken. In einer Übertreibungsbewegung kann der Silberpreis durchaus 70 oder mehr US$ erreichen, auch wenn er dieses Niveau nicht dauerhaft halten kann. Für weitsichtige Anleger ist es von großer Bedeutung, sich auf dem jetzt noch gemäßigten Preisniveau einzudecken, um von der kommenden Aufwärtsbewegung profitieren zu können.