Gold – Eine lange (Kultur-)Geschichte

Gold – Eine lange (Kultur-)Geschichte

Veröffentlicht:

Dienstag, 23.08.2022
von Red. WP

Der Wert des Edelmetalls als Kulturgut

Gold hat die Menschheit seit jeher fasziniert. Sein Glanz steht für Reichtum, Eleganz und Schönheit. Zeugnisse seiner Verwendung in der Kulturgeschichte der Menschheit gehen bis ins 6. Jahrtausend vor Christus zurück. Lange Zeit galt Goldschmuck als das Privileg der Königs- und Adelsgeschlechter. Die Faszination des Edelmetalls wurde besungen, in Form von Blattgold fand es Verwendung in der Kunst und den Buchillustrationen des Mittelalters. So wurden in der Legenda aurea, einer der bekanntesten Chroniken des Mittelalters, die Illustrationen zu den Erzählungen über die Heiligen und die Berichte zum Kirchenjahr mit Blattgold veredelt.

Gold als Währung

Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus wird es als Zahlungsmittel eingesetzt und Schatzkammern und inzwischen Tresore gehortet. Weltweit lagern Zentralbanken das Edelmetall als Währungsreserve ein. Im 21. Jahrhundert sind die Währungen nicht mehr durch Goldreserven gedeckt. Trotz seiner Schwankungen stellt der Goldpreis eine ziemlich sichere Wertanlage vor allem in Inflations- und Krisenzeiten dar. Während Wertpapier Verluste einfahren kann, steigt der Wert des Goldes relativ.

Chemische Einordnung und Förderung

Als chemisches Element mit der Ordnungszahl 79 steht es mit Kupfer und Silber im Periodensystem der Elemente in der Nebengruppe der Übergangsmetalle. Die drei werden auch als Münzmetalle bezeichnet. Die Hälfte des weltweit geförderten Goldes kommt aus China, Australien und den USA. In Südafrika wird Gold in bis zu fünf Kilometern Tiefe abgebaut. Davon wird wiederum die Hälfte weiter zu Schmuck verarbeitet.

Der Goldschatz von Varna

Archäologische Ausgrabungen in Varna, Bulgarien, in den 1970er Jahren brachten verschiedene Grabstätten zu Tage, die reich mit Gold gefüllt waren. Darunter befand sich das Grab eines Mannes mit fast 1000 goldenen Beigaben mit einem Gewicht von 1,5 Kilogramm. Der Fund lässt sich auf das Jahr 5000 vor Christus datieren. Der mit reichen Gaben Bestattete wird auch als erster König der Menschheit bezeichnet. Es existiert weltweit kein weiterer Fund aus dieser Epoche, bei dem soviel Goldschmuck gefunden wurde. Forscher gehen davon aus, dass der Fund eine hierarchische Gesellschaftsstruktur belegt und die Anfänge einer neuen Zivilisation in Europa darstellt.

Der Wert des Edelmetalls bei den Azteken und den Inka

Die Azteken stellten aus Gold Statuen und rituelle Gegenstände her. Ihr eigentlicher Wertgegenstand war aber die Kakaobohne. Sie wurde als Zahlungsmittel genutzt. Für Baumwolle wurden deutlich mehr Kakaobohnen bezahlt als für eine Goldstatue. Dieses Wertesystem, das die spanischen Eroberer unter Hernán Cortés im 16. Jahrhundert vorfanden, wurde den Azteken zum Verhängnis. Die Spanier schmolzen soviel Kunstgegenstände ein, dass es kaum noch Goldschmuck aus dieser Epoche gibt. Die spanischen Eroberer brachten zudem diverse Krankheiten mit, gegen die im Genpool der Azteken keine Antikörper existierten. Ansteckung und Ausbreitung von Seuchen waren die Folge, so dass die Kultur der Azteken zu Beginn des 16. Jahrhunderts fast erloschen war.

Ähnliches ereignete sich für die peruanische Hochkultur der Inka. In ihrer Staatsordnung garantierte das Edelmetall die Legitimation der herrschende Klasse und bildete einen Teil ihrer Kultgegenstände und Statussymbole. Auch hier besiegelten die spanischen Eroberer das Ende der vom 13.-16. Jahrhundert existierenden Kultur. Die Spanier unter Franzisco Pizarro ließen Gold in der Höhe von über 200.000 Tonnen nach Europa verschiffen und sicherten sich so die Vorherrschaft auf den Weltmeeren. Diejenigen der indigenen Bevölkerung, die keiner Seuche zum Opfer fielen, starben in den Schächten der Bergwerke.

Die spanischen Eroberer des 16. Jahrhunderts entstammten oft dem verarmten spanischen Adel oder waren einfache Bürger und Abenteurer, die mit dem als Barren verschifften Schatz oft auch ihre Familien rehabilitierten oder deren Existenz sicherten. Da die Währung zu dieser Zeit tatsächlich aus dem begehrten Edelmetall bestand, lösten die unzähligen Barren in Europa die erste dokumentierte Inflation der Weltgeschichte aus.

Alchemie oder die Herstellung von Gold

Das Ziel der Alchemie war die Umwandlung verschiedener günstiger Elemente in Gold. Zahlreiche Experimente fanden dazu statt, oftmals im Auftrag von weltlichen Herrschern, die so ihre Kriege finanzieren wollten. Letztlich blieben die Versuche zwar erfolglos, aber sie ebneten im 17. Jahrhundert den Weg zur modernen naturwissenschaftlichen Chemie.

Der Goldrausch der Neuzeit

Der erste große „Gold rush“ ereignete sich schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts im amerikanischen North Carolina. Der bekannteste war der in der Region Yukon in Alaska, in dessen Zuge sich ab 1896 Tausende auf den gefährlichen und oft auch tödlichen Weg zum Klondike-Fluss aufmachten, um ihr Glück in Handteller großen Nuggets zu suchen.

Wahrscheinlich ist, dass die ersten erfolgreich zurückkehrenden Goldsucher, die Reichtum in das krisengeplagte Amerika brachten, den Goldwasch-Hype auslösten. 1897 zog es auch Jack London nach Nordamerika. Er brachte keinen Schatz mit, aber dafür das Material für einen neuen Roman.

Die Schmiedekunst im Lauf der Zeit

Die Bedeutung und Fertigung von Schmuck unterlag im Laufe der Jahrhunderte einer Veränderung. Vom kultischen Gegenstand und Königswerkzeug hin zum Modeschmuck. Spätestens seit dem Goldrausch am Klondike-Fluss wurde das geschürfte Edelmetall zum Metall der Bürger und Handwerker. Der Schmuck der Neuzeit beendete die hierarchischen Herrschaftsstrukturen der alten Dynastien und trug so zu den sozialen und demokratischen Anfängen der Staatsformen im 20. Jahrhundert bei.