Interview mit Rechtsanwalt Reime: Vorsicht vor group-fos.com – So schützen sich Betroffene vor illegalen Finanzangeboten

Interview mit Rechtsanwalt Reime: Vorsicht vor group-fos.com – So schützen sich Betroffene vor illegalen Finanzangeboten

Veröffentlicht:

Mittwoch, 25.06.2025
von Red. LF

Interviewer: Herr Reime, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnt aktuell vor den Angeboten der angeblich in Berlin ansässigen Financial Online Services Group, die über die Website group-fos.com ohne Erlaubnis Bankgeschäfte anbietet. Was ist aus juristischer Sicht davon zu halten?

Rechtsanwalt Reime: Solche Warnungen der BaFin sind ein unmissverständliches Alarmsignal. Wenn eine Plattform ohne die notwendige Erlaubnis Bank- oder Finanzdienstleistungen anbietet – in diesem Fall Kredite und Finanzierungen –, ist das in Deutschland schlichtweg verboten. Betroffene haben es hier mit einem Anbieter zu tun, der sich möglicherweise nicht nur im regulatorischen Graubereich bewegt, sondern ganz bewusst Verbraucher in die Irre führt.

Interviewer: Viele Betroffene sind bereits auf solche Websites hereingefallen. Was raten Sie, wenn man dort bereits persönliche Daten oder sogar Geld übermittelt hat?

Rechtsanwalt Reime: Dann sollte man keine Zeit verlieren. Wer Zahlungen geleistet hat, sollte umgehend Rückbuchungen versuchen – etwa über das Kreditinstitut oder den Zahlungsdienstleister. Zudem sollte man Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten. Gerade bei betrügerischen Plattformen kommt es darauf an, möglichst früh Beweise zu sichern. Wichtig sind Kontoauszüge, E-Mail-Korrespondenzen, Screenshots von der Website oder Chatverläufen. Je besser die Dokumentation, desto eher lassen sich auch zivilrechtliche Ansprüche prüfen.

Interviewer: Der Anbieter gibt eine Adresse in Berlin an. Ist das ein Hinweis auf Seriosität?

Rechtsanwalt Reime: Nein, ganz im Gegenteil. Gerade betrügerische Plattformen nutzen oft bekannte deutsche Städte, um Seriosität vorzutäuschen. Meistens handelt es sich dabei um Briefkastenadressen oder schlichtweg erfundene Angaben. Auch ein Impressum, das nur vage Angaben enthält oder auf ein ausländisches Unternehmen verweist, ist ein klares Warnsignal. Die Angabe einer Adresse allein ist kein Beweis für rechtmäßiges Handeln.

Interviewer: Wie kann man sich grundsätzlich schützen, um nicht in solche Fallen zu geraten?

Rechtsanwalt Reime: Zunächst einmal: Wer ein Kreditangebot online findet, sollte nie vorab Gebühren überweisen – das ist eines der häufigsten Anzeichen für Betrug. Zudem sollte man vor Vertragsabschluss immer prüfen, ob das Unternehmen über eine BaFin-Erlaubnis verfügt. Dafür bietet die BaFin eine öffentliche Unternehmensdatenbank an. Fehlt der Eintrag dort, sollte man konsequent die Finger davon lassen. Außerdem kann es sinnvoll sein, bei unbekannten Anbietern zunächst die Verbraucherzentralen oder auch einen Anwalt zu Rate zu ziehen, bevor man Verträge eingeht.

Interviewer: Welche juristischen Möglichkeiten haben Geschädigte überhaupt, wenn sie auf eine unseriöse Plattform wie group-fos.com hereingefallen sind?

Rechtsanwalt Reime: Neben der Strafanzeige kann man prüfen, ob sich zivilrechtliche Ansprüche – etwa auf Rückzahlung oder Schadensersatz – durchsetzen lassen. In manchen Fällen gelingt es auch, über internationale Ermittlungsbehörden oder Banken weitere Informationen zu erhalten. Leider verschwinden diese Plattformen aber häufig nach kurzer Zeit, was die Rechtsdurchsetzung erschwert. Umso wichtiger ist es, möglichst früh zu handeln und sich rechtlich beraten zu lassen.

Interviewer: Herr Reime, was möchten Sie zum Abschluss den Verbrauchern mitgeben?

Rechtsanwalt Reime: Misstrauen ist im Internet oft der beste Schutz. Wer schnelle Kredite ohne Bonitätsprüfung oder mit angeblich „einmaligen Konditionen“ verspricht und gleichzeitig Vorkosten verlangt, handelt in der Regel nicht seriös. Verbraucher sollten ihre Rechte kennen – und lieber eine qualifizierte Einschätzung einholen, bevor sie Geld und Daten riskieren. Denn wie so oft gilt auch hier: Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meist auch nicht.

Interviewer: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Reime.

Rechtsanwalt Reime: Sehr gerne. Es ist wichtig, Betroffene zu informieren – und potenzielle Opfer rechtzeitig zu sensibilisieren.

Interviewer: Herr Reime, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnt aktuell vor den Angeboten der angeblich in Berlin ansässigen Financial Online Services Group, die über die Website group-fos.com ohne Erlaubnis Bankgeschäfte anbietet. Was ist aus juristischer Sicht davon zu halten? Rechtsanwalt Reime: Solche Warnungen der BaFin sind ein unmissverständliches Alarmsignal. Wenn eine Plattform ohne die notwendige […]

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Veröffentlicht: Mittwoch, 25.06.2025
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